Ist Lune wirklich tot?

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lerchie Avatar

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Leon saß im Kommissariat von Louisson und wartete auf jemanden, der ihm helfen konnte. Er wollte seine Schwester für tot erklären lassen. Lune war vor elf Jahren hierher gefahren um sich an der Uni immatrikulieren zu lassen. Exmatrikuliert hatte sie nie. Er brauchte eine Bestätigung, irgendetwas Offizielles um sie für tot erklären zu lassen. Seit Juni des darauffolgenden Jahres war sie verschwunden, wie er schließlich dem Kommissar erklärte. Der Kommissar fand keine Vermisstenmeldung, obwohl sie nach einigen Monaten in Deutschland als vermisst gemeldet worden war. Die dortigen Beamten hatten gesagt, das würde in Frankreich auch gemeldet werden, so Leon. Doch so schnell, wie Leon gedacht hatte, konnte der Beamte das nicht bestätigen. Er brauchte Informationen und vertröstete Leon auf Montag.
Leon nahm sich ein Hotelzimmer und dachte an Lune. Daran wie sie beide zu ihrem Namen gekommen waren. In dem Monat, in dem sie geboren waren hatte es zweimal Vollmond gegeben. Als Lune damals verschwunden war, war sein Leben aus dem Tritt geraten und seine Mutter hatte ihn einweisen lassen. Er hatte sich, noch in der Klinik, mit Martha angefreundet, seine spätere Ehefrau. Er dachte über alles nach und ging um nach seinen Tabletten zu sehen. Sie reichten gerade für heute Abend und morgen früh. Morgen müsste er in die Klinik um sein Blut testen zu lassen und weitere Tabletten zu bekommen. Aber hier kontrollierte ihn niemand. Niemand der zusah, ob er die Tabletten auch wirklich nahm. Er warf sie in den Papierkorb, legte sich ins Bett und schlief ein.
Leon erwachte durch das Klingeln des Telefons. Doch als er endlich abhob, war niemand mehr dran. Er hoffte, dass der Polizist ihm das Papier ausstellen würde, dann wäre er ein paar Millionen reicher, das hofften auch Mark und Martha. Er dachte daran, wie alles angefangen hatte. Zehn Jahre waren sie gewesen, als ein alter Mann Lune in sein Haus gelockt hatte, er ihre Schreie gehört hatte, und Lune mit Blut zwischen den Beinen wieder aufgetaucht war. Seine Mutter behauptete, der alte Mann hätte Lune nur lieb in den Arm genommen, und diese eine Lügengeschichte daraus gemacht. Von diesem Zeitpunkt an begann Lune sich an ihrer Mutter zu rächen. Leon schlief zu diesem Zeitpunkt immer noch bei seinen Eltern im Bett und ihm war nicht klar, dass sowas nicht normal war. Ab da schlief er in seinem eigenen Bett. Sein Vater zog nach einigen Streitereien aus. Ihm wurde erst später als Lune klar, dass er praktisch als Puffer zwischen den Eltern im Bett gewirkt hatte. Eines Tages goss ihre Mutter Lune kochend heißen Tee über die Beine. Ab da schwieg Lune, sagte kein Wort, fast ein ganzes Jahr lang. Ihre Mutter ertrug es schließlich nicht mehr und schlug ihr mit der Suppenkelle auf die linke Hand, die mit einem Knacken brach. Erst als die Mutter sich ausschüttete vor Lachen und Lune darin einstimmte, nahm die Großmutter Leon bei der Hand und ging mit ihm aus der Küche. Sie brachte Lune in ein Krankenhaus, aus dem sie lange nicht zurückkam. Aber dann war sie in seinen Augen verändert, nannte ihre Mutter nur noch beim Vornamen. Anscheinend wollte seine Mutter durch das Erbe für Lune eine Wiedergutmachung leisten, denn er hatte zwar einen üppigen Pflichtteil bekommen, aber Lune den Löwenanteil des Vermögens. Und das, obwohl sie spurlos verschwunden war. Seine Großmutter war über den Tod ihrer Tochter nicht hinweggekommen, verdächtige Lune des Mordes, und ließ sie durch eine Detektei suchen. Leon war vernommen worden, doch er war zu der Zeit in der Klinik. Er stand auf zog später seinen seidenen Morgenmantel an und bestellte schwarzen Kaffee beim Zimmerservice.
Leon dachte wieder an die Vergangenheit. Lune wurde als hochbegabt eingestuft, aber seine Mutter schickte sie in ein für Minderbegabte Kinder, eine Rache seiner Mutter. Die Schule schickte sie zurück, weil sie krank war.
Mark rief an und Leon gab ihm bereitwillig Auskunft. Mark meinte, er solle Lune nicht zu sehr an sich heranlassen, weil Leon an sie dachte. Sie sei tot, sagte er. Leon meinte, und wenn nicht? Leon bestätigte noch, dass er seine Tabletten nehme. Mark hatte sich in Lune verliebt nachdem sie ihn verführt hatte, und war gescheitert. Seitdem hasste er sie. Leon dachte daran, dass Martha nie seine Frau geworden wäre, wäre Lune dagewesen. Sie hätte es nicht zugelassen. Doch anscheinend konnte auch Leon grausam sein. Denn als Martha damit gedroht hatte, ihn zu verlassen, hatte er ihr noch die Tür geöffnet.
„Es wird Sie verändern! Wenn ich zu Ende erzählt habe, wird in Ihrer Welt nichts mehr so sein, wie es war. Etwas in Ihnen wird sich öffnen und Sie bereichern, aber etwas anderes wird für immer zerbrechen …"
Die französische Stadt Louisson leidet unter der Hexenhitze, als der Deutsche Leon Bernberg dort auftaucht, um nach seiner Zwillingsschwester Lune zu suchen. Diese hat vor zehn Jahren hier gelebt - und verschwand damals spurlos. Leon will sie nun offiziell für tot erklären lassen und bittet den Polizisten Christian Mirambeau um Hilfe. Doch durch Leons Erzählungen gerät auch Christian in den Bann der verschwundenen Fremden. Er beginnt Nachforschungen in dem Fall anzustellen – nicht ahnend, dass er damit sein eigenes Glück bereits verspielt hat ...
Die Leseprobe ließ sich leicht und flüssig lesen. Ich verstehe nicht, wie man ein Kind mit zwölf Jahren, das mit Blut an den Beinen nach Hause kommt, so behandeln kann! Die Mutter hat sich meiner Meinung nach selbst zuzuschreiben, wie Lune in den Folgejahren zu ihr ist. Ich wünschte mir, sie wäre tatsächlich nicht tot! Das heißt, ich möchte das Buch gerne fertiglesen und würde mich über einen Gewinn sehr freuen.