Morgen auch bei uns möglich?

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rauschleserin54 Avatar

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Normalerweise wird diese Berliner Kulisse mit Reichstag, Kanzleramt und Spree am Sonntagabend zur besten Sendezeit bei aktuellen politischen Informationssendungen gezeigt. Auf dem Cover des vorliegenden Buches ist im oberen Teil über den bekannten Bildern ein undurchsichtiger, schwarzer Kapuzenmensch vor Reihen von Progammiercodes, düster und bedrohend zu sehen. Gerade weil das Bild so nah in unsere Wohnzimmern jede Woche kommt,läßt mich das als Leserin schon erschrecken und Böses ahnen.

Dann geht es auch haarsträubend los. Godspeed, so sein Name und allmächtiger Hacker wichtiger Konzerne, will die Macht über den Cyberspace gewinnen und zeigt in kürzester Zeit und erschreckend deutlich, wieviel er in der BRD und sogar im Handy der Kanzlerin Aglaia Schächter unter Kontrolle hat. Nachrichtensendungen werden manipuliert und zeigen Horrorinszenarien in geradezu perfekter Echtheit.

Besonders gute Stilmittel des Autoren sind: Am Anfang eines Kapitels die Gesetze von Godspeed und die laufenden Vorkommnisse werden fast lprotokolarisch eindrucksvoll festgehalten mit Ort und Datum und Uhrzeit. Es liest sich wie ein Polizeibericht, nur unterbrochen durch die Kommunikation der Hacker unter sich.

Das Glashaus wird ins Leben gerufen, nur dem Innenministerium unterstellt und möglichst still und unsichtbar. Chef ist Warninger, Stellvertreterin eine junge Staatsanwältin Julia Murnau, ein Afghanistan-Veteran Marc West und leitenden Administrator Thorsten Radinger. Allesamt schillernde Figuren, die alle ihr Päckchen zu tragen haben. Im Glashaus werden LKA, BND, MAD, Verfassungsschutz und nationales Cyberabwehrzentrum zusammenarbeiten mit auserwählten Mitarbeitern. Sie sollen zusammenwirken, um das Schlimmste zu verhindern. Godsped stellt eine ernsthafte Gefahr für die Sicherheit des Landes dar.

Gerade in einer Zeit nach NSA-Affäre, dem Brexit, der Wahl Trumps, dem Syrienkrieg, der Fake news, Bots, des immer gläserner werdenden Menschen, trifft so ein eindrucksvoll in Szene gesetztes Buch den Nerv. Es wirkt alles so echt, dem Leser sträuben sich die Haare und ein rasanter Alptraum tut sich auf. Wie nah ist das alles. Was wäre wenn? Ich habe gelesen, fast ohne Pause und brauchte dann erst mal eine Zeit, um alles sacken zu lassen. Das war ja der Wahnsinn! ...und nicht nur Godspeed ist der Böse, da gibt es noch die vielen menschlichen Schwächen und Eitelkeiten.
Grandios in Szene gesetzt, atemlos bis zum Schluß. Gut recherchiert und klug zusammengefügt.
Ich kann da eine klare Leseempfehlung für Menschen aussprechen, die die Nacht zum Tag machen wollen und Thriller lieben.