Wer im Glashaus sitzt...

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chrischid Avatar

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Cyberattacken sind schon lange keine Seltenheit mehr, im kleinen wie auch im großen Stil. Einer, der es nun wirklich wissen will nennt sich Godspeed und ist fest entschlossen den Cyberspace wieder auf Null zu setzen, alles auf Anfang, vollkommene Macht. Um dies und alles was an dieser Aktion dranhängen wird zu verhindern, wird die SE Glashaus gegründet, die im Verborgenen, aber dennoch nicht illegal, agiert, um den oder die Täter, denn niemand weiß was für ein Netzwerk Godspeed sich bereits aufgebaut hat, schnellstmöglich zu ergreifen. Der mysteriöse Hacker allerdings scheint der Sondereinheit immer mindestens einen Schritt voraus. Gibt es einen Maulwurf unter den Mitarbeitern oder hat es Godspeed geschafft sich ins System einzuklinken, ohne dass von den Technikassen bemerkt wurde?

Wie durchsichtig ist der Mensch in Zeiten des Internets? Wie kontrollierbar sein Handeln? Was wird bedenkenlos offen gelegt, ohne im Vorfeld darüber nachzudenken, ob dies überhaupt sicher ist? Wollen wir überhaupt noch etwas verbergen? Vor allem auf letztere Frage gibt es die klare Antwort: Ja! Schließlich möchte man auch einfach mal Zeit für sich haben, ohne den ständigen Blick aufs Smartphone, das Einklinken bei Facebook oder sonstigen Social Media Plattformen, und vor allem ohne Beobachter, die man möglicherweise nicht einmal sieht. Was alles bereits möglich ist und was vielleicht schon kurz vor dem Durchbruch steht, zeigt Christian Gailus in seinem neuen Cyberthriller „Glashaus“ auf, der erschreckend realitätsnahe Darstellungen beinhaltet.

Auch wenn man zunächst meint von Informationen und handelnden Personen erschlagen zu werden, lohnt sich der Versuch die gegebenen Hinweise zu ordnen, um einen besseren Durchblick zu erlangen. Denn bald schon wird man sein Augenmerk auf größere und wichtigere Aspekte lenken, weshalb es sinnvoll ist im Vorhinein eine gewisse Struktur zu finden. Hat man dies geschafft, steht einem Abtauchen in den Cyberspace nichts mehr im Wege. Ist man kein regelrechter Technikfreak wird man sicherlich nicht jedes Wort verstehen, doch die meisten Fachbegriffe ergeben sich aus dem Zusammenhang, andere werden kurz erläutert, schließlich sind auch nicht alle Protagonisten allzu versiert auf dem Gebiet. Von Anfang an herrscht ein hohes Tempo, bei dem der Leser gehörig aufpassen muss, nicht abgehängt zu werden. Selbst die kleinsten Nebensächlichkeiten können wichtig sein, man sollte nichts leichtfertig abtun oder gar dem Zufall überlassen. Wenn allerdings selbst ein Team, bestehend aus diversen Charakterköpfen, kaum etwas gegen jemanden wie Godspeed ausrichten kann, wie sollte dies einem „Normalbürger“ gelingen...

Auf Grund des hohen Tempos sowie zahlreicher Orts- und Perpektivwechsel, steigt die Spannungskurve stetig an. Manche Aktionen sind durchaus vorhersehbar oder zeichnen sich während des Verlaufs ab, andere wiederum kommen wie aus dem Nichts, als hätte man kurzzeitig etwas übersehen, nur weil man womöglich geblinzelt hat. Im Großen und Ganzen ergibt sich mittels sämtlicher Komponenten ein erschreckend realistisches Bild, welchem man eigentlich nicht so bald begegnen möchte. Einzig der Schluss lässt den Leser etwas unglücklich zurück. Ungeachtet der Tatsache, dass nicht alle losen Enden aufgeklärt werden, dafür gibt es ja vielleicht noch eine Fortsetzung, erscheinen einige Passagen recht langwierig und ausschweifend, hier hätte durchaus eingekürzt werden könne, um einen abrupteren Schnitt zu schaffen. Da es sich dabei allerdings nur um einen minimalen Kritikpunkt handelt, fällt der Gesamteindruck dennoch positiv aus, eine Leseempfehlung gibt es ebenfalls. Es ist nämlich nie zu spät sich über die (unsichtbaren) Gefahren zu informieren.