Unterhaltsames Bilderbuch mit pädagogischer Tiefe

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Manchmal sind die Dinge ganz anders, als man sie erwartet hätte. Und manch eine Verhaltensweise ist nachvollziehbar, wenn man sich die Mühe macht, hinter die Fassade zu blicken. Das „Furzipups“-Erfolgsteam, Kai Lüftner und Wiebke Rauers, haben mit „Jessi, die Raubhäsin“ ein wunderbares, neues Kinderbuch geschaffen.
Die Geschichte beginnt mit einem flauschig kleinen Häschen, was zauberhaft anzusehen ist. Jessileinchen heißt die entzückende kleine Hasendame, die sich mit ihren großen Augen sofort in jedes Herz schleicht. Sie lebt ein zufriedenes Leben in ihrem Hasenstall, wo es ihr an nichts fehlt. Doch sie lebt alleine und bald fragt sie sich, wie die Welt wohl außerhalb ihres Stalls aussehen mag. Sie ersinnt einen Plan der Flucht, der ihr gelungen ist, wie man bereits auf der nächsten Seite erfährt. Das einst niedliche Hasenbaby ist sichtlich erwachsen geworden und das Leben in der Freiheit prägt ihr Aussehen: gerupftes Fell, eingerissene Öhrchen, zorniger Gesichtsausdruck. Sie hat sich geschworen, nie wieder selbst Beutetier zu sein.
Als Jägerin eilt ihr der Ruf voraus und die anderen Tiere des Waldes geben vor ihr acht. Den Jägern wird Angst und Bange, während die Beutetiere auf ihre Hilfe setzen können. Ob Fuchs, Eule oder Schlange, Jessi hat vor keinem „Feind“ Angst und stellt sich ihm mutig in den Weg. Als Retterin fühlt sie sich wohl und genießt doch ihre Einsamkeit, bis sie eines Tages ein Meerschweinchen rettet, welches als ihr größter Fan, gemeinsam mit ihr den Schwachen helfen will. Jessi ist genervt und versucht das Schwein abzuwimmeln, doch dieses bleibt ihr hartnäckig auf den Fersen. Erst als sie ein Eichhörnchen in Not um sein Leben betteln hören und sich das Meerschweinchen todesmutig zwischen ihm und seine Widersacher stellt und sich dabei peinlich macht, sieht es ein, dass es nicht mit der Raubhäsin mithalten kann und trollt sich.
Endlich ist Jessi wieder allein... genauso allein, wie sie einst in ihrem Hasenstall war, und dort setzt die Erkenntnis ein, dass sie genau deswegen in den Wald zog. Nun sucht Jessi nach dem Meerschweinchen und läuft dabei direkt dem Jäger in die Hände. Aber in letzter Sekunde kann sie gerettet werden, von ihrem neuen besten Freund, welches das Leben im Wald nun endlich so schön macht, wie es sich Jessi immer erhofft hat.
Die Geschichte in Reimform animiert die kleinen Zuhörer zum Nachsprechen und Schmunzeln. Die farbenfrohen Zeichnungen sind herzallerliebst, auch wenn Jessi nach ihrer Verwandlung keinesfalls niedlich ist, aber mit ihrer ganz eigenen und imposanten Art den Blick auf sich zieht. Im ersten Moment mag die Veränderung mit Unbehagen wahrgenommen werden, aber schnell verfliegen die düsteren Gedanken und man schließt die Häsin erneut ins Herz, die es sich nun zur Aufgabe gemacht hat, die Jäger zu jagen und dadurch der Zielgruppe zeigt, dass sie mit Mut aus der Rolle ausbrechen können, in die sie gesteckt werden. Besonders beeindruckend ist auch das Format des Buches. Mit 25x30cm ist es größer als DinA4 und daher für die ganz kleinen Betrachter sehr imposant.