Nach einem starken Anfang noch stärker abgefallen...

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laberlili Avatar

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Beginnend ab Band 6 hätte ich die Brennan/Esposito-Reihe eigentlich links liegen lassen können: Seither machten mir die Bände schon keinen so rechten Spaß mehr, waren eher solide Durchschnittsware, aber in meinen Augen keine echten Knüller vonwegen „diese ganze Reihe ist der Burner; ein absolutes must read bei den Thrillern“.
„Jetzt gehörst du mir“ ist mit „ein packendes Finale“ gelabelt und mich lässt das ausgelesene Buch nur ratlos zurück: Soll das tatsächlich der Schluss der kompletten Reihe gewesen sein; ist das Finale nur auf den zuvor schon begonnenen Fiona-Welch-Strang bezogen und ach, Fiona Welch… die halte ich für einen äußerst seltsamen Reihenbestandteil; mal falsch, mal echt, dann doch noch eine Andere… ich dachte nun ständig: „Falles es noch einen weiteren Band der Reihe geben sollte, taucht in dem bestimmt prompt die Nächste auf, die behauptet, Fiona Welch zu sein.“ In „Jetzt gehörst du mir“ wird übrigens an meiner Stelle auch zurückgeblickt, Vergangenes neu hervorgeholt; generell sollte man die Reihe aber schon kennen, um tatsächlich durchblicken zu können und grade eingangs war ich sehr versucht, diesen Teil erst ruhen zu lassen und wenigstens die letzten zwei Bände nochmals zu lesen, um mich nahtloser in die jetzige Handlung einfinden zu können. (Generell würde ich das auch empfehlen!)

Die vorgebliche „Fiona Welch“ fand ich in dieser Geschichte irgendwie deplatziert; das habe ich in diesem Fall eher als Namedropping empfunden. Ansonsten fand ich die Hintergrundgeschichte der „Bösewichtin“ extrem interessant; deren Biografie fand ich sehr spannend, aber irgendwie blieb es mir nun völlig egal, ob man ihr das Handwerk würde legen können. Sie löste in mir nicht das Gefühl eines Feindes aus, sondern nur ganz oberflächlich das Gefühl, von einer leidlich Wahnsinnigen zu lesen – und das, obschon echt viel gefoltert und gemetzelt wird. Doch hatte ich einfach nicht den Eindruck, von einer kaltblütigen Serienkillerin zu lesen.
Die Ermittler müssen auch in diesem Band wieder ordentlich leiden und Federn lassen, aber es war mir echt noch nie bei einem Thriller/Krimi so gleichgültig, wie er letztlich ausginge. Zwischendurch dachte ich: „Zum Schluss wird womöglich das komplette Team tot sein, aber das ist dir dann auch wurscht.“ Die Geschichte hat mich nicht recht berührt und ich habe einfach nicht mitfiebern können, zumal fand ich die Handlung gen Ende sehr langgezogen. An den letzten 20% des eBooks habe ich soooo unfassbar lange gelesen; die ersten 80% hatte ich in der gleichen Zeitspanne durchschmökern können. Da wäre „Jetzt gehörst du mir“ für mich kurz vor Schluss tatsächlich noch zu einem Abbruchbuch geworden; eigentlich wollte ich schließlich nur wissen, wer überlebt, ob überhaupt irgendwer überlebt, und habe nur deswegen weitergelesen.

Wie gesagt: Den Ermittlern wurde mitunter sehr, sehr übel mitgespielt (und Profi und Berufserfahrung hin oder her: In manchen Fällen blieb es mir einmal mehr ein Rätsel, wieso nicht in eine traumatisierte Schockstarre verfallen wurde), es war alles sehr dramatisch, ein Hammer folgte auf den Nächsten… dass ich den endgültigen Schluss dann echt enttäuschend fand. Da verpuffte all die Dramatik, die ganze Action irgendwie plötzlich ins Nichts, dass ich nur hoffen kann, das „packende Finale“ soll nicht wirklich die komplette Brennan/Esposito-Reihe einstampfen, denn unwürdiger hätte man die Serie in jenem Fall kaum beenden können.
Insgesamt mag „Jetzt gehörst du mir“ ein netter Thriller gewesen sein; der große Wurf war er halt nicht und für mich nun halt eben nichts, was groß „internationaler Bestseller“ oder „eine der besten Thrillerreihen weltweit“ schreien würde. Simple Hausmannskost, mit der man sich mal mehr Mühe gegeben hat, weil die anspruchsvollen Schwiegereltern sich, „aber nur keine Umstände!“, selbst zum Essen eingeladen haben, aber nix, wofür es Gault-Millau-Punkte geben täte. Ein Roman für die ganz eingefleischten Fans der Reihe, den man aber als Reihe-nur-ganz-gerne-Haber nicht lesen muss. In meinen Augen war „Jetzt gehörst du mir“ da leider nicht mehr als reines Mittelmaß.