Ein liebevoller Fingerzeig auf das, was wirklich wichtig ist im Leben

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Mit seinem Debütroman „25 letzte Sommer“ hat Stephan Schäfer im Frühjahr 2024 die Spiegel-Bestseller-Liste gestürmt. Heute erscheint bei park x ullstein, einem Imprint der Ullstein Buchverlage, ein weiteres Buch aus seiner Feder. Doch diesmal handelt es sich nicht um einen Roman. Wenn man sein neues Werk „Jetzt gerade ist alles gut“ in nur einem Genre zu verorten versucht, wird man scheitern. Stephan Schäfers aktuelles Buch ist eine Mischung aus autobiografischer Erzählung, Ratgeber, Anthologie und Geschenkbuch. Vor allem aber ist es ebenso berührend wie entschleunigend.

Worum geht’s? An einem Sommertag, an dem der Autor und Familienvater das Reisegepäck für die Ferien in Frankreich ins Auto lädt, überkommt ihn plötzlich ein nie gekanntes Krankheitsgefühl. Sein Zustand verschlechtert sich und schließlich landet Stephan Schäfer in der Notaufnahme. Wie sich herausstellt, hat ein kleiner Schnitt in den Finger zu einer Blutvergiftung geführt. Was sich gemeinhin nach „Kann mir nicht passieren“ anhört, ist tatsächlich die dritthäufigste Todesursache in Deutschland, wie der Autor erklärt. Auch bei ihm war es knapp – doch er überlebt glücklicherweise. Aber von einer Minute auf die andere dem Tod ins Auge zu sehen, war für Stephan Schäfer eine prägende Erfahrung. Er betrachtet das Leben danach aus einer ganz anderen Perspektive und beschließt, von nun an schöne Momente zu sammeln.

Wer eine detaillierte Krankengeschichte erwartet, wird in „Jetzt gerade ist alles gut“ nicht fündig. Vielmehr ist die Sepsis, die Stephan Schäfers Leben bedrohte, der Prolog für alles Folgende. Der Autor berichtet nämlich in kleinen Episoden von vorher ganz alltäglichen Momenten, die plötzlich eine tiefe Bedeutung für ihn bekommen. Wäre da nicht die bedrohliche Ausgangslage, könnte man diese kleinen Begebenheiten glatt für trivial halten. Und genau dort setzt Stephan Schäfer an: Mit einem liebevollen Fingerzeig erinnert er den Leser an die kostbaren Momente, die wirklich wichtig sind, im Alltag aber in schnöder Selbstverständlichkeit untergehen.

Gespräche beispielsweise bekommen für ihn eine neue Bedeutung. Wie gut kennt man seine Lieben wirklich? Nur wer Fragen stellt, wird Antworten bekommen.

Stephan Schäfer erzählt unaufgeregt, sympathisch und lebendig. Damit gelingt es ihm nicht nur, den Leser zum Nachdenken anzuregen und dazu, sich selbst zu hinterfragen, sondern auch, ihn zum Innehalten zu bewegen. Die Lektüre des 176-seitigen Büchleins war wie eine Dusche für die Seele. Fasziniert bemerkte ich, dass mich beim Lesen eine wunderbare Ruhe überkam. Ich konnte das Knirschen im Getriebe fast hören, als mein Geist einen Gang zurückgeschaltet hat.

„Jetzt gerade ist alles gut“ ist ein wunderbares Buch voller kluger und doch simpler Impulse, an das man noch gerne denkt, wenn man es schon längst beendet hat. Nach der Lektüre dient das wunderschöne Cover als Eyecatcher im Regal – besonders, wenn man den Schutzumschlag entfernt. Aber ich werde nicht spoilern: Schaut (und lest!) selbst! 🙂