Was das Leben kostbar macht...

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susannek Avatar

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„Jetzt gerade ist alles gut“ – das neue Buch von Stephan Schäfer darf ich rezensieren. Das Buch ist im Park Ullstein Verlag erschienen und umfasst 172 Seiten. Schon das Äußere ist wunderschön gestaltet. Das ansprechende Bild des Covers wird durch die Schrift etwas gestört, aber wenn man den Schutzumschlag entfernt, zeigt sich das Bild nochmal ohne jede Einschränkung. Das ist ein Bonus, der mich sehr gefreut hat.

Es ist ein kurzes Buch, aus der Ich-Perspektive geschrieben. Viel Handlung erwartet uns nicht in diesem Werk, sie ist schnell erzählt.

Der Erzähler erleidet aufgrund einer Schnittverletzung am Finger eine lebensbedrohliche Blutvergiftung, eine Sepsis. Die Krankheitsgeschichte ist packend erzählt, von Beginn an fiebert man mit. Nachdem das Schlimmste überstanden ist, begleiten wir den Protagonisten auf seinem Heilungsweg und auf einem Stück seines weiteren Lebenswegs und erleben, wie sich seine Perspektive auf die kleinen und großen Dinge des Lebens verschiebt. Er lässt uns an Alltagsbegegnungen und Gesprächen teilhaben und weist hin auf die Kleinigkeiten, die in der alltäglichen Hektik nur allzu oft unter den Tisch fallen.

Es ist, nach dem dramatischen Beginn, ein sehr undramatisches Buch, das trotzdem eindringlich ist. Der Autor stellt viele Selbstverständlichkeiten unseres Lebens in Frage. All die Dinge, die wir für normal halten, für unveränderbar, all die vermeintlichen Zwänge, Konventionen, die Gewohnheiten, die eingefahrenen Normen. Er hilft uns, den Blick auf das Wesentliche zu richten, auf Begegnungen und Beziehungen, die als kleine Bausteine unser Leben so kostbar machen. Dabei kommt Schäfer ganz ohne Belehrung und erhobene Zeigefinger aus. Er hat einen liebevollen, zärtlichen Blick auf Umstände, andere Menschen und sich selbst.

Es ist ein Buch, das schnell gelesen ist und doch lange nachwirkt. Es ist ein Buch über Achtsamkeit im ganz gewöhnlichen Alltag, den wir alle kennen. Ich bin tief berührt, und das, obwohl Achtsamkeit und das Leben im Hier und Jetzt mir nicht fremd sind. Die schöne Sprache und die einfühlsame Schilderung von Alltagssituationen machen das Buch praktisch und nahbar. Die einfache, liebevolle und versöhnliche Botschaft des Buches schwingt noch lange nach. Sie beschwingt und ermutigt, sie tröstet und bewegt in ihrer einfachen, tiefen Weisheit.

Es ist geeignet für alle, die ihr ganz alltägliches Leben hinterfragen möchten, die sich einen Stups wünschen, um einen neuen Blick auf Altgewohntes zu üben, die sich mehr Präsenz im Alltag wünschen und bereit sind, eingefahrene Wege mit Zärtlichkeit neu zu betrachten und vielleicht an der einen oder anderen Stelle auch zu verändern.