Enttäuschend

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borabora Avatar

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**Zur Geschichte: **

Die 46-jährige Lilli Karg sitzt in einer Sackgasse. In ihrer Ehe läuft es gerade nicht gut, sie und ihr Mann Knut kommunizieren kaum noch und haben unterschiedlicheVorstellungen vom künftigen Leben. Die erwachsene Tochter Julia hat sich komplett abgenabelt und meldet sich höchstens noch, wenn sie mal einen Gefallen, sprich Hundesitter, braucht. Die eigene Mutter nervt und mischt sich in Alles ein. Mit der besten Freundin hat sie sich verkracht. Die neue Vorgesetzte ist ein Biest. Um sich vom Alltagstrott abzulenken hat Lilly sich ein Hobby zugelegt, indem sie sich als Lilian Reich verkleidet und Touristen irgendwelche erfundene Geschichten erzählt über ihr oh so spannendes Leben. 

Als sie eines Tages eine schöne Summe im Lotto gewinnt und zwei neue Leute in ihr Leben treten, scheint sich das Blatt zu wenden. Zum Einen ist da Tim, ein ehemaliger Hundetrainer, der ihr hilft dem kleinen Tyrannen Herkules – den Hund ihrer Tochter – Gehorsam beizubringen. Und zum Anderen Marie-Anne Dupont, die ihre Lügengeschichten sofort durchschaut, sich trotzdem zur Freundin entwickelt. Geld, eine neue Liebe und eine neue Freundin – das Leben sieht wieder schön aus. Bis neue Hiobsbotschaften auftauchen. 

**Cover: **

Ich finde das Cover gar nicht schlecht. Es ist witzig und spiegelt wieder warum es geht: zwei Leute verstehen sich nicht mehr und „Krieg“ bricht aus. So schlimm wird es zwar nicht zwischen Lilli und Knut. Aber das Buch ist ja auch eine witzige Geschichte, daher darf das Cover ruhig übertrieben sein. Es zieht die Aufmerksamkeit auf sich. 

**Meine Meinung: **

Es soll eine locker-flockige Geschichte sein, darum werden die Personen etwas überspitzt dargestellt. Und da liegt das Problem: etwas. Auf der einen Seite möchte man sich mit Lilly identifizieren – jeder kennt diese Situationen, in denen man alles nur noch schwarz sieht, nichts läuft rund. Aber durch die Übertreibung klappt die Identifizierung nicht gut. Auf der anderen Seit kann man sich aber auch nicht ganz von ihr distanzieren, da die Person nicht übertrieben genug dargestellt wird. Bei Moritz Meschners Resteklicken z.B. betrinkt sich die Hauptperson quasi jeden Tag bis zur Besinnungslosigkeit, das kann man nicht mehr ernst nehmen. Da betrachtet man die Geschichte dann aus der Ferne. Bei Jetzt ist gut, Knut ist es ein ewiges Hin und Her. 

Ich muss auch ehrlich sagen, dass ich nach Beenden der Geschichte richtig enttäuscht war. Ich hatte gedacht, es geht hier um eine Frau, die sich frei kämpft, sich ein neues Leben aufbaut und glücklich wird. Ich hätte mir für Lilly eine neue Liebe, einen neuen Freundeskreis, eine neue Arbeit und ein neues Umfeld sprich Wohnung gewünscht. Es kommt aber alles ganz anders. Zwar ist die Geschichte sehr realitätsnah – das was ich mir für sie gewünscht hätte, werden wohl die wenigsten durchziehen. Aber das was im eigenen Umfeld eh ständig passiert, möchte an ja nicht auch noch lesen. Die ersten 100 Seiten fand ich top. Danach habe ich mir bei jeder neuen Wendung nur noch gedacht: nein, warum !! 

Ein oder zwei Nebenstränge der Geschichte haben sich mir bis jetzt noch nicht wirklich erschlossen. Im Grunde ist de Geschichte mit dem Alter Ego Lilian Reich überflüssig. Es ist eine witzige Idee, die aber nicht ausgebaut wird. Auch das Geständnis der Eltern am Ende des Buches ist total überflüssig und trägt nichts zur Geschichte bei. 

Nun zum Positiven: Frau Haskamp hat einen sehr lockeren und angenehmen Schreibstil. Ich habe die Geschichte an einem Wochenende gelesen, auch wenn ich mir einen anderen Verlauf gewünscht hätte. Ich würde dieses Buch ehrlich gesagt nicht weiterempfehlen, könnte mir aber vorstellen noch einmal eine Geschichte von Frau Haskamp zu lesen aufgrund des Schreibstils.