Knut ist gut

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nathanielle Avatar

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Normalerweise kümmere ich mich nicht groß um die Titelbilder von Büchern, manche gefallen oder fallen gleich ins Auge, andere passen gut zur Tapete **;)**. Aber hier muss ich sagen, passt das Bild überhaupt nicht. Weder sind die Protagonisten schon so alt, noch wird irgendeine Person in dem Buch von einem Speer aufgespießt. Also, das Bild ist zwar nett gemalt, aber ein anderes Motiv wäre passender gewesen.

 

Und im Zusammenhang mit dem Titel „Jetzt ist gut, Knut“, könnte man davon ausgehen, dass es nach Knuts Dahinscheiden gut ist, und davon kann nicht die Rede sein.

 

Bettina Haskamp schreibt als Ich-Erzählerin von Lilli (Elisabeth) Karg, die als Redaktions-sekretärin bei einer Fernsehtalkshow unter ihrer Chefin leidet. Ihr Mann ist nicht nur mit ihr sondern auch mit seinem Job bei Hagenbeck als Orang Utan-Pfleger verheiratet, was ich für eine sehr amüsante Idee halte (Bürohengste sind doch langweilig). Tochter Julia ist erwachsen und sehr erfolgreich und hat sich längst abgenabelt. Kurz, Lilli ist es langweilig. Um ihrem Leben mehr Würze zu verleihen, hat sie sich ein Alter Ego namens Lillian Reich zugelegt und erzählt harmlosen gutgläubigen Mitbürgern – ausstaffiert mit blonder Perücke und schicken Businessklamotten – die tollsten Stories aus ihrem Leben als Ärztin in Krisen-gebieten und ähnlich aufregende Lügen-Geschichten. Nur ihre Freundin Tina weiß von dieser anderen Lilli und entzweit sich darüber mit ihr.

 

Dann überstürzen sich die Ereignisse: Lilli gewinnt beim Spiel 77 270.000,-- EURO und verschweigt diesen Gewinn Kurt gegenüber. Sie bildet sich ein, Knut hätte eine Affäre (einige Indizien sprechen tatsächlich dafür, vor allem, dass Knut eine Auszeit verlangt). Lilli trifft eine Frau, der sie sich (fast) komplett anvertrauen kann und sie lernt einen tollen Mann kennen….

 

Bettina Haskamp versteht es gut, die Story aufzubauen. Sie erzählt flott und witzig, manchmal spricht sie den Leser direkt an (z.B. „„Samara ist schwanger!“ Er strahlte vor Glück. Um Missverständnissen gleich vorzubeugen: Samara ist nicht etwa unsere Tochter. … Samara maß einen Meter zwölf, … und war ein pralles Orang-Utan-Weibchen.“)

 

Das Buch ist nicht nur eine nette Sommerlektüre, Bettina Haskamp verpackt hier eine Ehekrise, Probleme mit der Tochter und der besten Freundin, Schwierigkeiten im Job einer Mittvierzigerin in eine wirklich runde Geschichte,die trotz aller Lockerheit auch zum Nachdenken anregt.

 

Mir hat das Buch trotz des unpassenden Titelbildes gut gefallen, 4 von 5 Sternen für „Jetzt ist gut, Knut!“.