Geheimnisvolle Wächtergesellschaft im modernen London

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bücherliebe<3 Avatar

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Jewel & Blade ist der Name einer neuen Reihe der Autorin Anne Lück. Ich kannte sie bisher von ihrer St. Alex-Reihe, die mir sehr gefällt, und probierte nun auch einmal eins ihrer Fantasy-Bücher aus.
Als Leser lernt man zunächst die Protagonistin Harper kennen, welche als junge Frau, die etwas im Leben feststeckt, vorgestellt wird. Sie lebt mit ihrer jüngeren Schwester, welche seit einem Unfall im Rollstuhl sitzt, und ihrer alleinerziehenden Mutter zusammen. Kann sich nicht dazu durchringen, ihr pausiertes Studium wieder aufzunehmen und weiß auch sonst nicht so recht, wo sie sich zukünftig sieht. Bei der Arbeit in der Goldschmiede ihrer Mutter, erhält sie eines nachts merkwürdigen Besuch. Ein junger Typ bringt unter einem Vorwand einen alten Ring vorbei. Dieser löst durch Kontakt mit ihrem Blut die erste ihrer Visionen bei Harper aus: Sie sieht eine Szene zwischen König Artus und seiner Widersacherin Hexe Morgana. Der Besucher eröffnet ihr, dass sie einer Familie der Nachkommen von Artus‘ Tafelrittern angehört. Diese Nachkommen verstehen sich selbst als Wächter der Legende und – am wichtigsten – der Schmuckstücke, die ihnen von den Rittern vermacht wurden. Was das alles mit ihrem verschwundenen Vater zu tun hat, will Harper herausfinden und reist Hals über Kopf nach London. Dort lernt sie nicht nur weitere Verwandte kennen, sondern begegnet auch den elitären und abweisenden Wächterfamilien.
Die Autorin versteht es, eine Reihe lebendiger und individueller Charaktere zu erschaffen, die die Geschichte lesenswert machen. Neben Harper selber, die mir sehr sympathisch war, lernt man zunächst ihre Schwester Danica und ihre beste Freundin Willow kennen. Archer, der geheimnisvolle Besucher, entwickelt sich zu einem Schwarm. Aber da gibt es auch noch Lark, mit den wahnsinnig blauen Augen, der ihre Skepsis gegenüber der Wächtergesellschaft teilt, obwohl er wie sie dazu gehört. Auch ihre Tante und ihr Onkel, sowie vor allem ihre Cousine, sind spannende Charaktere, die einen als Leser voll und ganz abholen und die Geschichte abwechslungsreich machen. Besonders gut gefällt mir, dass man bis zum Ende nie so ganz weiß, wem man wie sehr vertrauen kann, und damit sehr mit Harper mitfühlt.
Obwohl Fantasy eigentlich nicht mein Genre ist, habe ich mich mit dieser Geschichte sehr wohlgefühlt. Das Setting ist eines der realen Welt – also kein Fantasieland oder ähnliches – und hier passen sich die besonderen Begabungen der Rittererben sowie die alten Legenden um König Artus super ein. Das Ganze ist so beschrieben, als könnte es tatsächlich im London von heute geschehen und der Realismus hat mir erlaubt, ganz einzutauchen. Die Handlung habe ich als durchgehend spannend und abwechslungsreich empfunden. Es gibt einige Überraschungen, die immer wieder Neues aufwerfen, sodass keine Längen entstehen. Daneben kommen schlagfertige Dialoge und die Gedanken und Gefühle der liebenswerten Charaktere nicht zu kurz, sodass ein gelungenes Gesamtpakte entsteht.
Meine Leseempfehlung für alle, die kein Faible für klassische Fantasy haben, aber sich gerne in eine alltagsnahe, geheimnisvolle Geschichte entführen lassen wollen. Die Autorin versteht ihr Handwerk und schafft eine abwechslungsreiche und immer wieder überraschende Erzählung mit vielseitigen und sympathischen Charakteren.