Als ginge es um alles oder nichts

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owenmeany Avatar

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Leichtfüßig kommt zunächst die Story daher und wartet doch bald auf mit existenziellen Schicksalsschlägen wie Totgeburt und Ausgebombtwerden im Krieg, die das schnippische Gehabe der talentierten Schauspielerin in ganz anderem Licht erscheinen lassen.

Altberühmte Burgschauspieler wie Meinrad, Werner und Hörbiger verbreiten gewichtiges Flair, zur Rolle der Buhlschaft kommt Johanna wie die Jungfrau zum Kind, eine unglaubliche Chance, sich aus den Niederungen ihrer Herkunft zu erheben, und dann soll sie sich doch an das spießige Dasein einer Hausfrau und Mutter fesseln lassen an der Seite eines farblosen Ministerialbeamten.

Leidtragende der Situation ist ohne Zweifel das Töchterchen Lore. Falk erzählt das alles in Zickzack-Zeitsprüngen, in denen die Jahreszahlen 1951 und 1961 am jeweiligen Kapitelbeginn Orientierung bieten.

Sympathie für Johanna kann ich jedoch trotz all der Verständnis weckenden Unbilden ihres Lebenswegs nicht aufbringen. Das Dilemma zwischen Begabung und Mutterinstinkt könnte besser ausgearbeitet werden. Die Szenen des überstürzten Urlaubs, in denen sie rauchend das noch nicht einmal einjährige Kind mit Zuckerzeug vollstopft, erregen meinen Abscheu. Beinahe erscheint mir das Ende dann ein bisschen aufgesetzt.

Überhaupt genieße ich die von Verlagen lancierten Inhaltsangaben auf dem Waschzettel und in den Ankündigungen grundsätzlich mit großer Vorsicht. In diesem Fall führte diese dazu, dass ich ewig lang auf das Abhandenkommen des Kinds und die daraus resultierenden Verwicklungen wartete.

Gut gefällt mir die flotte, leicht ironische Schreibweise. Die Austriazismen schlägt man nach oder liest darüber hinweg. Überzeugend klingen auch die Dialoge. Alles in Allem habe ich das Buch als routiniert geschriebenen Unterhaltungsroman mit begrenztem Erkenntnisgewinn gelesen.