Der Spagat einer Frau zwischen Berufstätigkeit und Familie

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timphilipp Avatar

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Das Thema dieses Romans ist nach wie vor aktuell, obwohl seine Geschichte vor gut 60 Jahren angesiedelt ist. Der Protagonistin Johanna geht es wie heute immer noch vielen jungen Frauen – sie ist auf gutem Wege, als Bühnenschauspielerin am Wiener Burgtheater Karriere zu machen und ist ehrgeizig in ihrem Beruf. Da wird sie früh schwanger und heiratet den Vater, der als Justizbeamter recht bürgerliche Vorstellungen von Berufstätigkeit einer Ehefrau und Mutter hat. Wegen einer Fehlgeburt kann Johanna dann doch noch einige Jahre arbeiten, bis sie nach der Geburt ihrer Tochter sich gegen den Widerstand des Ehemannes zu emanzipieren und Kindererziehung und Tätigkeit am Theater unter einen Hut zu bringen versucht.
Die Geschichte gewinnt an Lebendigkeit durch die gelungene Darstellung der Protagonistin. Oftmals hat man den Eindruck, sie sieht auch das wirkliche Leben als Schauspiel, ist sehr keck und verwendet beim Reden auch schon mal abgewandelte Zitate aus berühmten Bühnenwerken. Was sie an ihrem Ehemann festhalten lässt, fragt man sich schon. In der Ehe fliegt durchaus einmal das Geschirr. Vermutlich harmonisieren beide auf sexueller Ebene wie von Anbeginn ihrer Beziehung. Gerne hätte ich zur Person Johannas noch erfahren, wie es ihr als Kind aus sehr einfachen Verhältnissen gelungen ist, den Fuß ins Burgtheater zu setzen. Sehr gut gefallen hat mir die charmante Sprache („Wiener Schmäh“) mit vielen typischen österreichischen Vokabeln und Schimpfworten.
Ein sehr lesenswertes Buch.