Johanna, die exzentrische Schauspielerin

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scylla Avatar

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Johanna kommt aus ärmlichen Verhältnissen, schafft es aber schon in jungen Jahren eine erfolgreiche Theaterschauspielerin in Wien zu werden. Als sie den Beamten Georg kennenlernt und sich in ihn verliebt, scheint auch einem standesgemäßen Familienleben nichts mehr im Wege zu stehen. Dabei passen die beiden auf den ersten Blick gar nicht wirklich zusammen. Johanna ist kreativ, selbstbewusst und implusiv, Georg ruhig, ernst und traditionell. Jedoch scheint es genau dieser Gegensatz zu sein, der ihre Beziehung so wichtig für die beiden macht. Johanna erhält durch Georg Rückhalt und die Eintrittskarte in ein gutbürgerliches Leben, Georgs Leben erhält durch Johanna eine gewisse Prise Abwechslung und Abenteuer.

Die Geschichte von Johannas und Georgs Beziehung wird über einen Zeitraum von zirka 10 Jahren in den 1950-60er Jahren erzählt. Dabei gibt es immer wieder Sprünge zwischen der aktuellen Zeit, in der Johanna mit ihrer neugeborenen Tochter zu Hause ist und sich mehr und mehr in ihrer Rolle als Mutter eingeengt fühlt, und der Zeit des Kennenlernens und der Anfänge der Beziehung von Johanna und Georg. Man merkt sehr schnell, dass sich das Verhalten der Beiden und ihre Beziehung zueinander seit dem Kennenlernen deutlich verändert hat. Während man zunächst nur die aktuelle neue Situation mit dem Baby als Ursache vermutet, wird später klar, welche schreckliche Tragödie die beiden schon erleben mussten. Der ständige Wechsel zwischen diesen beiden Zeitsträngen macht die Erzählung spannend und abwechslungsreich. Teilweise sind sie aber auch so gut miteinander verwoben, dass man aufpassen muss, in welcher Zeitlinie man sich gerade befindet. Johannas Gedanken und ihr Verhalten werden überzeugend und nachvollziehbar geschildert und führen zum Teil zu sehr lustigen Situationen. Um wirkliche Sympathie zu erzeugen, ist sie mir doch etwas zu exzentrisch. Selbst wenn mir Georg genauso wenig sympathisch war, konnte ich jedoch seine Entwickung und sein Verhalten nach dem Schicksalsschlag besser nachvollziehen. Allerdings kam mir die ganze Zeit in den Sinn, warum man es hat so eskalieren lassen und nicht einfach mal in Ruhe miteinander geredet hat. Allerdings ist das auch ein sehr häufiges Problem in Beziehungen, sodass das Verhalten der Charaktere auf jeden Fall plausibel ist. Am Ende spitzt sich die Geschichte nochmal zu und Johanna und Georg merken, was ihnen wirklich wichtig ist. Die große Entüllung an Ende war für mich recht vorhersehbar, gibt der Geschichte aber nochmal einen schönen Twist.

Ich habe das Buch eher als einen Liebesroman empfunden, der den Umgang eines Paares mit einem einschneidenen Schicksalsschlag behandelt. Wirklich um Emanzipation ging es für mich weniger, denn Johanna hat schon von Anfang an gemacht, was sie wollte und sich von niemandem reinreden lasssen. Allerdings ist die Stimmung im Buch eher heiter und leicht als ernst. Daher ist es eine schöne, unterhaltsame Geschichte für zwischendurch.