Ganz viel Charme!

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piecewartenoch Avatar

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Joshua Jackelby oder kurz Josh ist ein Straßenjunge, der in den Gassen Londons eigentlich nur Zeitungen verkaufen möchte und davon träumt königlicher Bote der Queen zu werden. Doch eines Tages finden seine Freunde, er und Hazel, die junge Hündin, die Josh überallhin folgt, einen verwundeten Mann. Plötzlich finden sie sich in einem gefährlichen Abenteuer wieder, das viel von ihnen abverlangt.
Endlich gibt es mal wieder ein historisches Kinder-/Jugendbuch und dann spielt es auch noch 1851 in London – eine spannende Zeit! Diese schafft Benedict Mirow in seinem neuen Buch „Joshua Jackelby“ gekonnt, aber ohne viel Brimborium, aufleben zu lassen. Besonders beeindruckend ist es, wie er Themen anspricht, die sowohl damals wie auch heute noch relevant sind und so die Lesenden dazu angespornt werden, über ebenjene zu reflektieren und sich in die Figuren hineinzufühlen. Gerade Empathie ist etwas ganz wichtiges und das möchte uns das Buch in Form des lieben Joshs näherbringen. Josh ist ein mutiger Junge, der nicht davor zurückscheut, das zu tun, was nötig ist. Dabei ist er aber kein Draufgänger, sondern denkt gewissenhaft nach, handelt überlegt und fühlt mit seinen Mitmenschen mit. Immer wieder werden die lesenden wie auch die Kinder im Buch vor eine grausame, gemeine Realität gestellt, in der Gewalt und Rechtlosigkeit – vor allem für Kinder - an der Tagesordnung stehen. Um so warmherziger sind die vielen wundervollen Figuren gestaltet, die Josh auf seinem Abenteuer beistehen. Dabei bricht der Autor z.B. in Form der Charlotte bewusst mit Geschlechterklischées und schafft einzigartige Figuren, denen man gerne folgt. Auch der Schreibstil ist gelungen, so wird zwischen schönen, atmosphärischen Beschreibungen und authentischen Dialogen gewechselt. Überraschenderweise tauchen erstaunlich viele Tiere auf, die immer wieder eine wichtige Rolle spielen und definitiv auch zu Sympathieträgern werden. Nur hätte ich mir noch eine kritische Bemerkung zu Zirkustieren gewünscht, um ein kohärentes Bild zu erzeugen. Schließlich sind die Tiere dort auch nicht freiwillig.
Davon abgesehen macht „Joshua Jackelby“ unheimlich viel Spaß und bietet eine ordentliche Portion Spannung, aber auch genauso viel Gefühl, Charme und Herz. Definitiv ein Kinderbuch, in dem alle fündig werden!