Lesehighlight

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m.curie Avatar

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Eins vorneweg, ich spiele weder Tennis noch interessiere ich mich besonders dafür. Das ist aber auch keine Voraussetzung, um das Buch gut zu finden, geschweige denn, es zu lesen.

Tom Saller wechselt gekonnt zwischen zwei Ich-Erzählern und mehreren Zeitebenen. So lässt er abwechselnd einen "alten Mann" und Julius von Berg zu Wort kommen. Beide waren in den 1930-er Jahren Rivalen beim Tennis - und sowas wie Freunde.

Diese Sprünge in der Erzählperspektive bauen Spannung auf und erzeugen eine Lebendigkeit, der man sich kaum entziehen kann. Ein Übriges tun die bildhafte Sprache und der ganz eigene Erzählstil des Autors. Nur zu gut kann man sich die Partys und das wilde Leben in diesen Kreisen vorstellen und wähnt sich fast schon mittendrin. Die Schilderung des Wimbledon-Finales 1937 ist so mitreißend, dass man als Leser*in atemlos folgt und das Match vor seinem inneren Auge sieht. Die Gefühle von Bergs werden mit jedem weiteren Ballwechsel deutlicher spürbar.

Tom Saller ist es gelungen, durch Vermengung von Tatsachen und Fiktion einen atmosphärischen Roman über einen legendären Tennisspieler zu schreiben, ohne die Nazizeit übermäßig in den Vordergrund zu stellen, aber das bedrückende Klima von damals trotzdem einzufangen.

Für mich ein absolutes Lesehighlight!