Ode an den Tennissport und den Tennisbaron

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
vo.nicole Avatar

Von

Der historische Roman „Julius oder die Schönheit des Spiels“ des Spiegel-Bestsellerautoren Tom Saller erzählt von Julius von Berg, der bereits als kleiner Junge das ambitionierte Ziel verfolgt ein erfolgreicher Tennisspieler zu werden. Im legendären Daviscup-Match zwischen Deutschland und den USA im Jahr 1937 blicken nicht nur alle gespannten Tennis-Fans auf die Partie, sondern auch die NS-Größen der damaligen Zeit.

Der Roman spielt zu Teilen am Mittelrhein, der Heimat von Julius, wo er seine Kindheit und Jugend auf einer Burg in der Zeit um den Ersten Weltkrieg herum erlebt. Später verlagert sich das Geschehen in die Metropole Berlin. Hier erlebt Julius die goldenen Zwanziger und den Beginn des NS-Regimes. Eingebettet in die Ideologie des Dritten Reiches beschreibt Tom Saller die damals herrschenden Zustände und die Widersacher Hitlers. Angelehnt ist der Roman dabei an das Leben von Gottfried von Cramm (1909-1976), der als Tennis-Baron gilt und zahlreiche Tennisspiele im Davis-Cup für sich gewinnen konnte.

Der Autor besticht dabei mit einer Erzählstruktur, die durchweg die Spannung hochhält und dazu führt, dass man als Leser*in das Buch nicht aus der Hand legen möchte. Laufend wird zwischen den Perspektiven und Zeiten gesprungen, wodurch sich einige Rätsel aufgeben, die aber im Laufe des Buches geschickt gelöst werden. Die Protagonist*innen des Romans sind dabei durchweg individuell konzipiert und ausgearbeitet. Vor allem Julie, die spätere Ehefrau von Julius und sein Großvater erwecken große Sympathie und wachsen den Leser*innen ans Herz. Die vielschichtigen und tiefsinnigen Themen – von der Leidenschaft zum Tennis hin zu grenzüberschreitender Diversität, polygamen Beziehungen und Homosexualität während der NS-Zeit – öffnen den Leser*innen noch einmal die Augen und zeigen deutlich auf, wie sich das Leben bis zum Ende des Dritten Reiches gestaltete.

Alles in allem ist das Buch eine klare Leseempfehlung und ein wunderbares Buch, um in die damalige Zeit einzutauchen. Vor allem die biographischen Elemente von Gottfried von Cramm, einem außergewöhnlichen Sportler, werten den Roman auf. Auch ohne Ambitionen im Tennis absolut lesenswert.