Sehr bewegene Geschichte nicht nur für Tennis Fans.

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michaela62 Avatar

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Eins schon mal vorne weg, ich spiele weder Tennis noch interessiere ich mich auch nicht besonders dafür. Das ist aber auch keine Voraussetzung, um dieses Buch gut zu finden, geschweige denn, es zu lesen. Das Cover finde ich sehr schön, da es einen guten Einblick auf das Thema des Buches gibt.
Auch Sallers Schreibstil gefällt mir gut, er ist flüssig, bildhaft und sprachlich sehr angenehm. Tom Saller wechselt gekonnt zwischen zwei Ich-Erzählern und mehreren Zeitebenen.
Der junge Julius entstammt aus einer Adelsfamilie . Er wächst behütet auf einer Burg im Rheinland auf . Tennis ist sein Leben, er schlägt eine akademische Karriere aus , um Profisportler zu werden und fährt schließlich einen Sieg nach dem anderen ein . Im Berlin der 1920er Jahre entdeckt er das legendäre Nachtleben dieser Epoche .
Die Personen haben es mir allesamt angetan. Zuerst einmal Julius' Familie, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts bereits ungewohnt weltoffen und tolerant eingestellt ist, was nicht unbedingt der Zeit entsprach.
Auch Julius selbst ist für mich ein wahres Vorbild, da faires und ehrenhaftes Verhalten für ihn immer an oberster Stelle steht und wichtiger ist als ein Sieg.
Saller gelingt es auch sehr schön darzustellen, welche Faszination der Tennissport auf den Protagonisten ausübt. Die Beschreibung der Tennisspiele sind richtiggehend spannend dar gestellt.
Interessant finde ich, dass der Autor seinen Protagonisten mit berühmten Persönlichkeiten der Zeit zusammentreffen lässt, z.B. mit Marlene Dietrich und dem Schriftsteller Remarque.
Der Anfang des Buches, der den Schwerpunkt auf Julius Jugend legt, liest sich noch sehr unbeschwert. Nach und nach schleicht sich beim Lesen ein dumpfes Gefühl ein, denn Julius Leben und sein Tennisspiel werden nach und nach von den Machenschaften der Nationalsozialisten beeinflusst.
Das Hauptthema des Buches liegt wohl in der Frage, inwieweit ein Mensch bereit ist, seine Meinung und Einstellung seiner Leidenschaft unterzuordnen. Julius' Lösung dieser Frage hat mich sehr beeindruckt.
Dieses Buch kann ich auch für alle nicht Tennis Fans empfehlen.