Spiel, Satz - und Sieg??

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
nobbi Avatar

Von

Endlich einmal wieder Tom Saller! Ich mag seine unaufgeregte, jedoch präzise und bildhafte Sprache, die mir auch schon in seinen beiden vorangegangenen Büchern sehr gefallen hat.
Auch in diesem Buch ist Saller seinem Schreibstil und seiner Bildersprache treu geblieben, lediglich die Erzählperspektive (Ich-Perspektive) ist eine neue.
Der erste Teil seines Buches beschreibt die Kindheit und Jugend des Tennisspielers (sehr fiktiv). Sie bietet für mich als Leser wenig Aufregendes, plätschert so dahin. Der zweite Teil des Romans zeigt deutlich mehr historische Nähe zum Tennisspieler Gottfried von Cramm und macht dadurch diesen Teil entsprechend lesenswerter. Höhepunkt ist die detaillierte Aufarbeitung des Davis-Cup-Einzels gegen D. Budge 1937, das aus zwei unterschiedlichen Perspektiven beschrieben wurde. Allein diesen Part des Buches zu lesen, lässt jedes Tennisspielerherz höher schlagen! Für mich das Highlight des Buches!
Am Ende dieses Buches stellt sich mir jedoch die Frage: Was gibt mir das Gelesene? Bin ich jetzt fasziniert von dem "Gentleman von Wimbledon", dem "gracious loser", dem Gutmenschen? Dazu hätte ich vielleicht eher die Biographie von E. Steinkamp lesen sollen. Soll ich über Sport im 3. Reich nachdenken oder über den Stellenwert der Homosexualität in jenen Zeiten? Ich weiß es nicht!

So gut mir auch Passagen des Buches aus Sicht eines Tennis spielenden Lesers gefallen haben, komme ich doch wieder zu dem Ergebnis, dass auch dieses Buch nicht an das beeindruckende Erstwerk des Autors heranreicht!