Einfach ein schöner Roman! 4,5 Sterne.

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gaia Avatar

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Wenn ich eine Rezension zu einem Roman schreibe, frage ich mich natürlich, was das Herausstechendste an diesem Buch ist. Wie lässt es sich gut beschreiben? Hier ist es eindeutig das kleine Wörtchen "SCHÖN". Und das ist vollkommen positiv gemeint, nicht etwa wie bei dem Wort "nett" ;)

Alena Schröder beschreibt auf diesen 370 - wirklich süffig geschriebenen - Seiten die Geschichte von vier Frauengenerationen einer Familie, die im 20. und Anfang des 21. Jahrhunderts mit der Findung ihrer eigenen Rolle im Leben aber auch mit politischen Umbrüchen und Verfolgung zu kämpfen haben. Alle Figuren, auch die Nebencharaktere, entwirft die Autorin wirklich unglaublich authentisch und nachvollziehbar in ihren Handlungen. Niemand ist hier Heldin oder Monster. Alle haben Stärken und Schwächen und können moralisch wie politisch nicht eindeutig in schwarz oder weiß, gut oder böse, erfolgreich oder erfolglos eingeteilt werden. Die Geschichte wird zügig von 1922 bis zum Hier und Jetzt in wechselnden Episoden erzählt. Dabei verliert die Autorin nie die Leser*innen, kann stets schlüssig Zeitsprünge herleiten. Das alles liest sich, trotz der normalerweise in der Literatur sehr bedrückenden Verwicklungen in der Zeit des Nazionalsozialismus locker und leicht. Das liegt vor allem am mal subtilen, mal offenkundigen Humor der Autorin in der Anlage mancher Passagen, Figuren oder Gesprächsinhalte. Auch hat das Geschriebene stets ein hohes Niveau, nie wird es platt oder zum Historienschinken. Allein zum Schluss geht mir dann doch alles ein wenig zu schnell. Da wird dann doch die ein oder andere Leerstelle gelassen, die mir in der Figurenentwicklung gefallen hätte zu lesen.

Insgesamt ist dieses Buch mitsamt der unglaublich ansehnlichen Umschlaggestaltung ein einfach schönes Buch, welches Kontroversen nicht auslässt, Schwächen ausleuchtet und trotzdem einen positiven Ton beibehält.