Generationen Geschichte

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luna80 Avatar

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Auf einer Feier, Anfang der 1920er Jahre, trifft Senta auf Ulrich, der sie sofort in seinen Bann zieht. Ulrich ist ein Fliegerheld und erzählt Geschichten von der Front. Senta ist verzückt und befindet sich schon bald in einer Liaison. Als sie plötzlich feststellt, dass sie schwanger ist – zur damaligen Zeit eine riesige Schande – macht Ulrich, als Mann von Ehre, seiner schwangeren Freundin einen Heiratsantrag. Und schwupps befindet sich Senta in einer vollkommen anderen Welt: Mutter und Ehefrau. Und diese Rolle steht ihr so gar nicht, sie ist unglücklich, kann sich mit ihrer Mutterrolle nicht anfreunden und möchte eigentlich nur noch ausbrechen aus diesem Leben. Was sie schließlich auch tut. Kurzerhand verlässt sie ihre Familie in Rostock und reist ihrer Freundin nach Berlin nach, die dort ein scheinbar phänomenales Leben lebt.

Zeitschleife.

Wir lernen Hannah kennen. 27 Jahre jung, schreibt an ihrer Dissertation, fühlt sich überfordert und verloren seit dem Tod ihrer geliebten Mutter. Die einzige Familie, die ihr noch geblieben ist, ist ihre Großmutter Evelyn, die in einer Seniorenresidenz wohnt; ein sehr eigenwilliges Persönchen, die ihre Enkelin sehr liebt, es aber oft nicht zu zeigen vermag. Eines Tages als Hannah sich gerade von ihrer Großmutter verabschiedet, sieht sie einen Brief am Tisch liegen und hakt nach, worum es sich handelt. Evelyn will nicht so richtig herausrücken bzw. damit nichts zu tun haben. So nimmt Hannah den Brief kurzerhand an sich und beginnt zu recherchieren. Großmutter Evelyn soll Erbin eines vermeintlich geraubten jüdisches Kunstschatzes sein? Mit kompletter Sturheit weigert sich die Großmutter über die Vergangenheit zu sprechen. Und so muss Hannah andere Wege finden, um an die Wahrheit zu gelangen.

Die Autorin hat hier die wunderbare Verflechtung einer Familiengeschichte geschaffen, die mit Beginn des Zweiten Weltkrieges bis in die Gegenwart des Buches andauert. Wir lesen von Geschichte, Generationenkonflikten, Tätern, Mord und Krieg, Enteignung. Verbunden über zwei verschiedene Zeitebenen, Erlebnisse und Erfahrungen zeichnet sie Schauer, Liebe, Verbindung, Vergebung und Erinnerung. Erinnerung an eine Zeit, an die man sich nicht erinnern möchte. Die Angst, die mit der Wende und der damit verbundenen Verfolgung von jüdischen Menschen einhergeht, ist kaum vorstellbar.
Der Schreibstil ist sehr angenehm, ruhig und trotzdem von Beginn an spannend. Das Stilmittel der Rückblenden hat mir extrem gut gefallen. Etwas störend empfand ich das Ende, dennoch soll es diesem tollen Werk keinen Abbruch tun, denn das ist nur meine persönliche Meinung. Alena Schröder hat es geschafft, dass ich trotz der furchtbaren Zeitgeschichte, nicht mit einem schlechten Gefühl zurückbleibe. Ich mag diese Geschichte sehr!
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Lest dieses wunderbare Buch! Leseempfehlung!