Interessanter Titel, unbefriedigendes Ende

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felizitas2019 Avatar

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Der Roman "Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid" erweckte meine Aufmerksamkeit aufgrund des außergewöhnlichen Titels. Ich war sofort daran interessiert, herauszufinden, was es mit dieser seltsamen Konstellation an Wörtern auf sich hat. Auch das Cover sprach mich optisch sehr an. Jetzt, mit dem Wissen des fertig gelesenen Romans, finde ich die Wahl des Titels auch sehr passend und schön. Aber: er ist leider sehr schlecht einprägsam. Als mich Freunde fragten, welches Buch ich gerade lese, konnte ich mich noch an "Junge Frau, am Fenster stehend" erinnern. Dieser Aspekt ist leider schade, denn der faszinierende Titel ist leider schwer zu merken.

Die Geschichte rund um Hannah, ihrer Oma Evelyn und dessen Mutter Senta ist sehr schön. Die Suche nach dem Gemälde ist aufregend und spannend. Einen Stern weniger gibt es dafür, dass am Ende nicht eindeutig aufgeklärt wird, ob das Gemälde doch noch existiert und wenn ja: wo. Mein innerer Monk ist mit diesem Ende nicht zufrieden und ich war etwas perplex als das Buch plötzlich endete.
Einen weiteren Abzug in der Bewertung habe ich deswegen gegeben, da mir persönlich aus zu vielen Perspektiven erzählt wurde. Ich bin an sich ein Fan von mehreren Erzählperspektiven in einem Roman, jedoch empfand ich in diesem Fall, vor allem die Schilderungen aus Sicht von Andreas Sonthausen, als überflüssig. Es hätte, meiner Meinung nach, für den Charakter gereicht, wenn er von Hannah und Jörg beschrieben wird.

Alles in allem ist es dennoch ein schöner Roman, der sich mit der Naziraubkunst auseinander setzt. Als angehende Historikerin, mit Spezialisierung auf die deutsche Geschichte des 20. Jahrhunderts, bin ich begeistert von der Thematisierung dieser Zeit bzw. dieses Problems und habe mich sehr mit Jörg identifizieren können (speziell mit seiner Zukunftsangst aufgrund eines fehlenden Netzwerkes).