Mütter und Töchter

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schokoflocke Avatar

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Es war eine Entscheidung, die Senta das Herz brach, aber um sich aus ihrer unglücklichen Ehe zu befreien musste sie ihre kleine Tochter Evelyn bei dem Ehemann lassen. Evelyn wächst bei ihrer Tante Trude auf, die für das Mädchen sehr schnell zu Mutter wird. Als Senta wieder in Evelyns Leben auftaucht, ist es schon fast zu spät um eine Beziehung aufzubauen, das Verhältnis der beiden bleibt schwierig und unterkühlt, besonders da Sentas neuer Ehemann ein Jude ist und Trude eine überzeugte Hitler Anhängerin. Nach dem Krieg bricht der Kontakt zwischen Senta und Evelyn völlig ab. Leider kann Evelyn auch zu der eigenen Tochter keine gute Beziehung aufbauen, erst mit der Enkelin Hannah versteht sie sich gut. Als Hannah Fragen zu der Familiengeschichte stellt, will Evelyn ihr aber keine Antworten geben...
Diese Familiengeschichte begleitet 4 Generationen über fast 100 Jahre. Die historischen Ereignisse bleiben im Hintergrund, der Schwerpunkt der Geschichte liegt in Mütter-Töchter Beziehungen, oder besser gesagt Konflikten, da die Beziehungen über Generationen schwierig, kompliziert und von vielen Missverständnissen begleitet sind. Das macht die Geschichte im Vergleich zu ähnlichen Büchern nicht nur besonders interessant, sondern auch bisschen anders und anspruchsvoller. Der Schreibstil ist sehr angenehm und leicht, die einzelne Kapitel recht kurz, die vielen Erzählperspektiven und Zeitebenen fügen sich sehr gut zusammen, dadurch wird der Lesefluss nicht unterbrochen und man kan einfach in die Geschichte eintauchen. Leider bleibt das Buch oft oberfächlich, da scheinen mir die knapp 370 Seiten für 100 Jahre Geschehen doch bisschen zu wenig. Zwar ist das Ganze trotzdem verständlich, ich hätte mir aber bisschen mehr Tiefe gewünscht, besonders das Thema Restitution von Kunstwerken kam mir zu kurz. Auch mit den Charakteren hatte ich so meine Probleme, ich fand sie irgendwie unsympathisch ( besonders Hannah ), weil sie nur ihre eigene Sichtweise akzeptieren und nicht alle Beweggründe nachvollziehbar sind. Bis zum Schluss blieben mir die Figuren fremd.
Restlos überzeugen konnte mich das Buch nicht, ich finde da steckt mehr Potential, als es genutzt wurde, es war aber schöne, unterhaltsame Lesezeit und so bisschen nachdenklich macht das Buch auch.