Persönlich und berührend

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noiram Avatar

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Die Leseprobe von "Junge Frau mit Katze" hat mich sofort in ihren Bann gezogen. Die Art und Weise, wie die Autorin die Beziehung zur Mutter und die eigenen Körperwahrnehmungen beschreibt, ist sehr persönlich und berührend. Besonders gefallen hat mir die detaillierte Darstellung der Kindheitserinnerungen, wie die Beobachtung der halb nackten Mutter und das Gefühl, der "dünne" und "schöne" Gegenpol zur "sehr dicken" und "hässlichen" Mutter zu sein. Das Thema des Körpers, der im Schatten des mütterlichen Körpers gelebt hat und dessen Spuren und Blessuren in der Erzählerin spuken, ist sehr präsent und nachvollziehbar.
Die Schilderung der akuten Kehlkopfentzündung, die die Erzählerin zu Beginn des Kapitels plagt, fühlt sich sehr real an. Die inneren Monologe über den Arztbesuch, die Gedanken zur Doktorarbeit und die Überforderung sind sehr authentisch dargestellt. Die Figur der Mutter mit ihren Ratschlägen ("Am dritten Tag ging man zum Arzt.", "Der Kopf und die Füße müssen warm sein.", "Gesundheit war 'das höchste Gut'.") und die damit verbundene ambivalente Beziehung der Erzählerin zu ihr sind gut ausgearbeitet. Die Anrufe bei der Mutter, obwohl die Therapeutin es verboten hat, zeigen die tiefe Verankerung dieser Beziehung.
Die Einführung von Nebenfiguren wie der Freundin Leo und Hennys Fragen über Dinosaurier und Wiedergeburt lockern den Text auf und verleihen ihm Lebendigkeit. Der allergische Schock nach der Miso-Suppe und dem Medikament ist dramatisch beschrieben und lässt die Leserin mitfiebern. Insgesamt ist es eine sehr ehrliche und introspektive Erzählung, die viele Fragen zum Körper, zur Familie und zum eigenen Wohlbefinden aufwirft. Ich bin gespannt, wie sich die Geschichte weiterentwickelt und welche "Wahrheiten vom Grund emporgezogen und Wunder erfunden" werden, wie es die Autorin selbst andeutet.