„Der Körper ist der Übersetzer der Seele ins Sichtbare.“
„Der Körper ist der Übersetzer der Seele ins Sichtbare.“ Christian Morgenstern
Diese Aussage von Morgenstern passt sehr gut auf die Hauptfigur Ela in Daniela Dröscher neustem Roman „Junge Frau mit Katze“, der an ihren Vorgängerroman „Lügen über meine Mutter“ anknüpft. Im Zentrum steht nun die erwachsene Ela, die kurz vor ihrem Ziel ist, eine akademische Laufbahn anzutreten, muss sie nur noch die mündliche Prüfung ihrer Promotion überstehen. Doch dann rebelliert ihr Körper. Zunächst sind es nur Halsschmerzen, dann rast ihr Herz, und daran reihen sich weitere auch für die zahlreichen Ärzte unerklärliche Symptome: Haut, Allergien, Entzündungen, Magen-Darm, Kopf, Drüsen…
Ela fragt sich, warum ihr Körper sie zu diesem wichtigen Zeitpunkt im Stich lässt. Sind es vielleicht mehr als nur physische Beschwerden, ist ihr Körper vielleicht Ausdruck ihrer inneren Kämpfe? Neben ihrem Unvermögen sich auszuruhen, denn auch das Leben ihrer Mutter bestand und besteht ausschließlich aus Arbeit und Leid, tastet sie sich immer nach Auffälligkeiten, Abnormitäten, Krankheiten ab immer vor Augen einen gutartigen Tumor und ein Geschwür als Höhepunkte ihrer Fragilität. Auch ringt sie mit unbewältigten Beziehungskonflikten zu ihren Eltern, vor allem zu ihrer Mutter, aber auch zu ihrem Bruder. Zudem setzen sie ihre Dissertation und ihr Wunsch, an der Uni zu bestehen und als erste der Familie eine gehobene Ausbildung abzuschließen, mental unter Druck. Hat ihr Körper vielleicht eine Sprache gefunden, auf die sie, eine neurotische Angstpatientin, am ehesten eingeht?
„Mir war nicht zum Lachen zumute. Ich war so einsam in meinem Körper, wie man nur einsam sein konnte. Er sprach eine Sprache, die niemand verstand, und gebar dabei Rätsel um Rätsel.“
Verschiedenste Symptome, unerklärliche Beschwerden, zahlreiche Arztkonsultationen und Heilpraktikerbesuche, zähe Genesungsversuche – Dröscher beschreibt die Verletzlichkeit eines Körpers, zeigt durch die Innensicht der Figur ihren Leidensweg und hebt die Auswirkungen auf die Außenwelt, die Beziehung zu Freunden und Familie hervor. Teilweise fand ich es als Leserin sehr herausfordernd, Ela und ihre Symptome, ihre zweifelnden Gedankengänge mitzugehen, teilweise konnte ich aber ihr Hadern, ihre Ablehnung der Ärzte, die ihr nicht zuhören, nachvollziehen. Sehr gut konnte ich allerdings Elas Freundin Leo verstehen, die sie unterstützte und nach Lösungen suchte, aber ihr ab einem gewissen Punkt nicht mehr helfen konnte und Abstand brauchte. Denn Ela hängt in einem Gedankenkarussell fest, kreist nur um sich selbst, ohne auf sich zu hören und zu sehen. Der Weg zu Selbsterkenntnis, Einsicht, Befreiung und Heilung ist eng mit ihrem Körper und dem ihrer Mutter verknüpft, was vor allem im letzten Teil des Romans schön zusammengeführt wird.
„Das Leben meiner Mutter bestand aus Arbeit und Leiden. Leiden und Arbeit. Dabei war ich selbst es, die das Leben kaum weniger verweigerte. Ich hatte mich verpuppt in einen Kokon aus Zitaten, Büchern, Arbeit, Pflichten, Partys, Menschen, Worten – einem ungeheuerlich absurden Viel-zu-Viel.“
Fazit
Ohne Daniela Dröschers leichten und eingängigen Sprachstil und ihre Liebe zur Sprache und Sprachspielen wäre diese Lektüre für mich eher zäh und ermattend gewesen, da ihre Protagonistin in dieser Krankheitsspirale extrem gefangen ist und nur wenig um sie herum wahrnimmt. Zwischenzeitlich verlor ich die Geduld, wollte sie schütteln und ihr die Tabletten ins Essen mischen, dann wieder mal umarmen. Belohnt wurde ich am Ende, denn da zeigt sich vor allem Dröschers literarisches Talent. Ein Roman, der wahrscheinlich Freunde und Gegner findet.
Diese Aussage von Morgenstern passt sehr gut auf die Hauptfigur Ela in Daniela Dröscher neustem Roman „Junge Frau mit Katze“, der an ihren Vorgängerroman „Lügen über meine Mutter“ anknüpft. Im Zentrum steht nun die erwachsene Ela, die kurz vor ihrem Ziel ist, eine akademische Laufbahn anzutreten, muss sie nur noch die mündliche Prüfung ihrer Promotion überstehen. Doch dann rebelliert ihr Körper. Zunächst sind es nur Halsschmerzen, dann rast ihr Herz, und daran reihen sich weitere auch für die zahlreichen Ärzte unerklärliche Symptome: Haut, Allergien, Entzündungen, Magen-Darm, Kopf, Drüsen…
Ela fragt sich, warum ihr Körper sie zu diesem wichtigen Zeitpunkt im Stich lässt. Sind es vielleicht mehr als nur physische Beschwerden, ist ihr Körper vielleicht Ausdruck ihrer inneren Kämpfe? Neben ihrem Unvermögen sich auszuruhen, denn auch das Leben ihrer Mutter bestand und besteht ausschließlich aus Arbeit und Leid, tastet sie sich immer nach Auffälligkeiten, Abnormitäten, Krankheiten ab immer vor Augen einen gutartigen Tumor und ein Geschwür als Höhepunkte ihrer Fragilität. Auch ringt sie mit unbewältigten Beziehungskonflikten zu ihren Eltern, vor allem zu ihrer Mutter, aber auch zu ihrem Bruder. Zudem setzen sie ihre Dissertation und ihr Wunsch, an der Uni zu bestehen und als erste der Familie eine gehobene Ausbildung abzuschließen, mental unter Druck. Hat ihr Körper vielleicht eine Sprache gefunden, auf die sie, eine neurotische Angstpatientin, am ehesten eingeht?
„Mir war nicht zum Lachen zumute. Ich war so einsam in meinem Körper, wie man nur einsam sein konnte. Er sprach eine Sprache, die niemand verstand, und gebar dabei Rätsel um Rätsel.“
Verschiedenste Symptome, unerklärliche Beschwerden, zahlreiche Arztkonsultationen und Heilpraktikerbesuche, zähe Genesungsversuche – Dröscher beschreibt die Verletzlichkeit eines Körpers, zeigt durch die Innensicht der Figur ihren Leidensweg und hebt die Auswirkungen auf die Außenwelt, die Beziehung zu Freunden und Familie hervor. Teilweise fand ich es als Leserin sehr herausfordernd, Ela und ihre Symptome, ihre zweifelnden Gedankengänge mitzugehen, teilweise konnte ich aber ihr Hadern, ihre Ablehnung der Ärzte, die ihr nicht zuhören, nachvollziehen. Sehr gut konnte ich allerdings Elas Freundin Leo verstehen, die sie unterstützte und nach Lösungen suchte, aber ihr ab einem gewissen Punkt nicht mehr helfen konnte und Abstand brauchte. Denn Ela hängt in einem Gedankenkarussell fest, kreist nur um sich selbst, ohne auf sich zu hören und zu sehen. Der Weg zu Selbsterkenntnis, Einsicht, Befreiung und Heilung ist eng mit ihrem Körper und dem ihrer Mutter verknüpft, was vor allem im letzten Teil des Romans schön zusammengeführt wird.
„Das Leben meiner Mutter bestand aus Arbeit und Leiden. Leiden und Arbeit. Dabei war ich selbst es, die das Leben kaum weniger verweigerte. Ich hatte mich verpuppt in einen Kokon aus Zitaten, Büchern, Arbeit, Pflichten, Partys, Menschen, Worten – einem ungeheuerlich absurden Viel-zu-Viel.“
Fazit
Ohne Daniela Dröschers leichten und eingängigen Sprachstil und ihre Liebe zur Sprache und Sprachspielen wäre diese Lektüre für mich eher zäh und ermattend gewesen, da ihre Protagonistin in dieser Krankheitsspirale extrem gefangen ist und nur wenig um sie herum wahrnimmt. Zwischenzeitlich verlor ich die Geduld, wollte sie schütteln und ihr die Tabletten ins Essen mischen, dann wieder mal umarmen. Belohnt wurde ich am Ende, denn da zeigt sich vor allem Dröschers literarisches Talent. Ein Roman, der wahrscheinlich Freunde und Gegner findet.