Eine intensive Autofiktion, für mich etwas schwächer als der Vorgänger
Ich habe „Lügen über meine Mutter“ GELIEBT! Entsprechend enorm waren meine Erwartungen an den inhaltlich anknüpfenden Nachfolger. Erfüllt werden konnten sie nicht ganz, doch es ist keinesfalls ein schlechter Roman.
Meine Präferenz für den Vorgänger liegt einfach in meinem eigenen Leben begründet. Während mir die Geschichte über Elas Mutter, deren Körper und seiner Abwertung durch den Vater einfach so krass nah ging (und ich unglaublich viele Parallelen gesehen habe), konnte ich mich mit Elas eigener Körpergeschichte weniger identifizieren. Ich finde das aber durchaus spannend und behaupte einfach mal, dass aufgrund der vielschichtigen Betrachtung von Körpern in beiden Werken eines von beiden irgendwie allen Lesenden zusagen dürfte.
Und obwohl meine Identifikation mit der erwachsenen Ela nicht so groß war, konnte mich Dröschers Schreiben wieder für sich einnehmen. Ich kenne kaum Autor*innen, die so intensiv über Körper schreiben wie sie. Die Fokussierung auf einen chronisch kranken Körper finde ich nicht nur politisch relevant, sondern auch literarisch spannend. Medical Gaslighting und die daraus resultierende psychische Belastung können dank der klaren, eindrücklichen Sprache lesend erfahren werden. Ich musste inhaltlich immer mal wieder an eines meiner letztjährigen Highlights denken: „Gratulieren müsst ihr mir nicht“.
Neben dem Kampf der Protagonistin gegen ein medizinisches System, das ihre Symptome nicht ernst nimmt, thematisiert die Autorin wie gewohnt auch Klassismus. Das ständige Gefühl Elas, als erste Akademikerin ihrer Familie irgendwie immer fehl am Platz zu sein, wird ebenso eindrücklich beschrieben wie ihre fortschreitende Loslösung von der Mutter. Wir familiäre Prägung die Beziehung zu sich selbst und anderen prägt, ist für mich immer ein spannendes und auch persönliches Feld.
Vielleicht liegt es einfach nur daran, dass ich mich weniger in der Geschichte wiedergefunden habe, aber der neue Roman erschien mir trotz aller sprachlicher Klarheit auch ein wenig konfus, was seine Erzählstruktur angeht. Phasenweise hing ich an den Seiten, dann gab es aber auch immer wieder Momente innerer Verwirrung. Das Autofiktionale der Geschichte hat einen ganz besonderen Charme und ich mag die kurzen Zwischenkapitel, wenngleich mir auch an der Stelle ein wenig mehr Klarheit gut gefallen hätte. Das Fiktionale verschwimmt schon enorm mit dem Realen und das kann Dröscher definitiv meisterinnenhaft schreiben. Ich denke, es ist einfach nicht immer mein Fall bzw. schien es mir im Vorgänger besser umgesetzt zu sein.
Zentral sind zudem (japanische) Literatur sowie eigenes Schreiben - nicht unbedingt Themen, die mich sonderlich mitreißen. Und doch hat es mich total fasziniert, wie sich über die Protagonistin so langsam der Werdegang Dröschers herauskristallisierte. Ihre persönliche Liebe für und ihr tiefes Wissen zu Yōko Tawadas Schaffen ist greifbar und wird durch die kurzen Zitate weiter unterstrichen. Auch, wenn es mich selbst nicht so interessiert, erkenne ich diese Detailliebe und tiefe Verbundenheit als etwas sehr besonderes an. Ein nettes Element finde ich zudem die Wahl der Kapitelüberschriften, welche hinten kurz erklärt werden.
Daniela Dröscher bleibt für mich eine Autorin, die sich durch ein unvergleichlich hohes Maß an Authentizität und Tiefgründigkeit auszeichnet. Sie liebt Literatur und das Schreiben - in jeder Zeile ist das spürbar. Auch, wenn mir der Vorgänger noch einmal deutlich besser gefallen hat, ist „Junge Frau mit Katze“ ein ergreifendes und wichtiges Werk. Ich freue mich schon auf weitere Romane!
Meine Präferenz für den Vorgänger liegt einfach in meinem eigenen Leben begründet. Während mir die Geschichte über Elas Mutter, deren Körper und seiner Abwertung durch den Vater einfach so krass nah ging (und ich unglaublich viele Parallelen gesehen habe), konnte ich mich mit Elas eigener Körpergeschichte weniger identifizieren. Ich finde das aber durchaus spannend und behaupte einfach mal, dass aufgrund der vielschichtigen Betrachtung von Körpern in beiden Werken eines von beiden irgendwie allen Lesenden zusagen dürfte.
Und obwohl meine Identifikation mit der erwachsenen Ela nicht so groß war, konnte mich Dröschers Schreiben wieder für sich einnehmen. Ich kenne kaum Autor*innen, die so intensiv über Körper schreiben wie sie. Die Fokussierung auf einen chronisch kranken Körper finde ich nicht nur politisch relevant, sondern auch literarisch spannend. Medical Gaslighting und die daraus resultierende psychische Belastung können dank der klaren, eindrücklichen Sprache lesend erfahren werden. Ich musste inhaltlich immer mal wieder an eines meiner letztjährigen Highlights denken: „Gratulieren müsst ihr mir nicht“.
Neben dem Kampf der Protagonistin gegen ein medizinisches System, das ihre Symptome nicht ernst nimmt, thematisiert die Autorin wie gewohnt auch Klassismus. Das ständige Gefühl Elas, als erste Akademikerin ihrer Familie irgendwie immer fehl am Platz zu sein, wird ebenso eindrücklich beschrieben wie ihre fortschreitende Loslösung von der Mutter. Wir familiäre Prägung die Beziehung zu sich selbst und anderen prägt, ist für mich immer ein spannendes und auch persönliches Feld.
Vielleicht liegt es einfach nur daran, dass ich mich weniger in der Geschichte wiedergefunden habe, aber der neue Roman erschien mir trotz aller sprachlicher Klarheit auch ein wenig konfus, was seine Erzählstruktur angeht. Phasenweise hing ich an den Seiten, dann gab es aber auch immer wieder Momente innerer Verwirrung. Das Autofiktionale der Geschichte hat einen ganz besonderen Charme und ich mag die kurzen Zwischenkapitel, wenngleich mir auch an der Stelle ein wenig mehr Klarheit gut gefallen hätte. Das Fiktionale verschwimmt schon enorm mit dem Realen und das kann Dröscher definitiv meisterinnenhaft schreiben. Ich denke, es ist einfach nicht immer mein Fall bzw. schien es mir im Vorgänger besser umgesetzt zu sein.
Zentral sind zudem (japanische) Literatur sowie eigenes Schreiben - nicht unbedingt Themen, die mich sonderlich mitreißen. Und doch hat es mich total fasziniert, wie sich über die Protagonistin so langsam der Werdegang Dröschers herauskristallisierte. Ihre persönliche Liebe für und ihr tiefes Wissen zu Yōko Tawadas Schaffen ist greifbar und wird durch die kurzen Zitate weiter unterstrichen. Auch, wenn es mich selbst nicht so interessiert, erkenne ich diese Detailliebe und tiefe Verbundenheit als etwas sehr besonderes an. Ein nettes Element finde ich zudem die Wahl der Kapitelüberschriften, welche hinten kurz erklärt werden.
Daniela Dröscher bleibt für mich eine Autorin, die sich durch ein unvergleichlich hohes Maß an Authentizität und Tiefgründigkeit auszeichnet. Sie liebt Literatur und das Schreiben - in jeder Zeile ist das spürbar. Auch, wenn mir der Vorgänger noch einmal deutlich besser gefallen hat, ist „Junge Frau mit Katze“ ein ergreifendes und wichtiges Werk. Ich freue mich schon auf weitere Romane!