Ganz gut

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kascha Avatar

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„Junge Frau mit Katze“ erzählt die Geschichte von Ela. Kurz vor dem Abschluss ihrer Promotion bricht für sie plötzlich alles zusammen: Eine Kehlkopfentzündung und eine Reihe weiterer unklarer Beschwerden zwingen sie von einem Arzttermin zum nächsten. Während sie zwischen medizinischer Ursachensuche, ihrer Angst und dem Druck ihres anstehenden akademischen Abschlusses pendelt, stellt sich die Frage, ob all diese Symptome nur körperliche Reaktionen auf Überlastung sind – oder ob sie tiefere, seelische Ursachen haben.

Im Zentrum steht die komplizierte Beziehung zu ihrer Mutter, die mit all ihren Verletzungen, Ambivalenzen und Machtmustern wie ein Schatten in Elas Leben wirkt. Dröscher zeichnet diese Familiendynamik nicht in bunten und grellen Farben, sondern fügt in feinen Strichen alle Graustufen zusammen. Oftmals sind es nur angedeutete Reflexionsfetzen zwischen den Kapiteln, die umso eindringlicher wirken. Wie ihre Bilder ist auch ihre Sprache: sehr klar, sehr präzise und reich an Bildern, die ein ganz feiner Humorfaden durchzieht.
„Junge Frau mit Katze“ ist autofiktional geprägt und zugleich ein zutiefst persönlicher Roman über Selbstfindung, Selbstermächtigung und den Kampf um inneren Frieden. Der Körper wird hier zum Spiegel des Lebens: Die wiederkehrenden Beschwerden verweisen auf das Zusammenspiel aus Trauma, familiären Mustern und selbstauferlegtem Leistungsdruck. Dröscher beschreibt diese Verbindung so präzise, dass die Lektüre manchmal fordernd ist, gerade weil sie körperliche Zustände so intensiv spürbar macht. Wahrscheinlich wird sich jede*r unweigerlich mit der ein oder anderen Stelle im Raum verbinden können, weil es eben so alltäglich ist.

Das Buch lädt nicht nur zum Mitfühlen, sondern auch zum Mitdenken ein. Es stellt die Frage, wie viel Kontrolle man über den eigenen Körper und die eigene Geschichte tatsächlich hat, und zeigt, dass Heilung nicht immer in gerader Linie verläuft. Am Ende bleibt ein kluges, empathisches und psychologisch feines Werk, das Mut macht, den eigenen Körper und die eigene Geschichte neu zu betrachten – und den Weg zu mehr Selbstbestimmung zu suchen. Daniela Dröscher gelingt es hier meiner Meinung nach wirklich unfassbar gut, so ein schweres Thema, ja sogar mehrere schwere Themen in eine Sprache zu fassen, die zugänglich, feinfühlig, mutig und kraftvoll ist, und schafft damit eine Erzählung die wahnsinnig tief geht und sicherlich Menschen, die sich gerade in ähnlichen Beziehungsgefügen oder Situationen befinden, eine neue Perspektive zu geben.