Lowlight statt Highlight

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desirée Avatar

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Wie sehr habe ich mich doch auf "Junge Frau mit Katze" von Daniela Dröscher gefreut, wo "Lügen über meine Mutter" nicht nur ein großes Highlight für mich war, sondern das neue Buch auch noch eine Art "Fortsetzung" sein sollte. Denn im neuen Roman begleiten wir die nun erwachsene Ela, deren Körper mit verschiedensten Krankheitssymptomen kämpft und Ela verzweifeln lässt. Ging es im Vorgängerroman noch um sie als Kind und um die lieblose Ehe ihrer Eltern, in der das Übergewicht der Mutter Dauerthema war, so sollte auch im neuen Roman über einen "unperfekten" Körper gehen.

Doch statt des Highlights hat sich das Buch als Lowlight entpuppt. Das Positive vorweg: Daniela Dröscher kann durchaus schreiben und ich war als Leserin schnell im Lesefluss.

Doch mit der Geschichte und der Protagonistin konnte ich absolut nichts anfangen. Das Ganze liest sich wie der Krankenbericht einer Frau, die von Arzt zu Ärztin tingelt und ihren - durchaus verständlichen - Frust mit ihrer Leserschaft teilt. Das war mir für einen Roman einfach viel zu wenig! Es fehlte der Geschichte komplett an irgendeiner Art von emotionaler Tief. Wie ergeht es einem Menschen, der permanent krank ist? Was macht es psychisch mit ihr, wenn andere junge Menschen ihr Leben genießen und sie krank zu Hause sitzt? Darüber hätte ich gerne gelesen!
Stattdessen war das Lesen der Ärzteodyssee schlichtweg ermüdend und ich konnte auch keinerlei Mitleid mit Ela empfinden. Gerade letzteres ist überraschend, wo ich selber an der im Buch genannten Autoimmunerkrankung der Schilddrüse leide und ich weiß wie hart es ist, wenn man für den Alltag zu müde ist und dem sozialen Umfeld häufig das Verständnis für diese Abgeschlagenheit fehlt. Und obwohl ich das gesundheitliche Schicksal mit der Protagonistin teile, empfand ich keinerlei Verbindung zu ihr. Vielmehr fand ich Elas Verhalten unverständlich und nervig, wenn sie z.B. über Wochen die verschriebene Medikation verweigert. Es mag sein, dass hier irrationale Ängste einer Angststörung eine Rolle spielen, aber wenn dem so ist, wurde auch dies einfach nicht emotional von der Autorin vermittelt.

Eine weitere Sache: Mir tut Elas Mutter furchtbar Leid und ich hoffe, dass in diesem Teil der autofiktionalen Geschichte ganz viel Fiktion steckt. Denn die Mutter scheint in ihrer Familie der Sündenbock für alles zu sein! Wie respektlos und kaltherzig ihre Kinder mit ihr umgehen, fand ich einfach traurig. Dieser Aspekt sorgte dafür, dass ich die Protagonistin nicht nur anstrengend, sondern auch schrecklich unsympathisch fand.

Fazit: Leider ein Lowlight ohne emotionale Tiefe, das ich nicht weiterempfehle. Schade!