Mehrdimensionaler Roman über Leistungsdruck, Burnout & Abgrenzung

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luisabella Avatar

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»Ich kannte das von meinen Burn-outs. Am Anfang nahmen alle gebannt Anteil. Den mühsamen Weg der Rekonvaleszenz aber wollten die wenigsten begleiten. Schlimmer noch war, wenn jemand partout nicht gesund werden wollte. Wer krank war, störte den Lauf der Dinge. Wer krank war, arbeitete nicht, und wer nicht arbeitete, verweigerte den Takt, den unermüdlichen Rhythmus des Alltags.« (99)

Daniela Dröscher hat eine wunderbare Beobachtungsgabe für Gefühle / Interaktionen / Zwischentöne / Leben und zusätzlich, kann sie dies wahnsinnig gut in Worte fassen 🥵

Bereits in »LÜGEN ÜBER MEINE MUTTER« setzte sich die Autorin Daniela Dröscher intensiv mit ihrer Protagonistin Eva mit Tochter-Mutter-Beziehung auseinander. Jetzt ist ihr neuer Roman »JUNGE FRAU MIT KATZE« 🐈 erschienen, in denen wir die Struggles der Protagonistin Ela mit ihrer Promotion, Leistungsdruck, Burnout und (psychischer) Gesundheit sehr intensiv erleben. Gekonnt schafft Dröscher es, die Gefühle, das Unwohlsein, die Unzufriedenheit mit dem Gesamtzustand zu fassen und zu transportieren. Als Lesende verzweifelt man an Ella und ihren Entscheidungen und kann dennoch mitfühlen 🥵 Diese individuelle Auseinandersetzung mit unserer Leistungsgesellschaft, Entkoppelung von der eigenen Mutter, Burnout, Odyssee im Gesundheitssystem und der Tatsache, wenn der Körper nicht so funktioniert, wie wir es wollen; ist gleichzeitig eine pointierte gesellschaftliche Kritik, die auf Strukturen die über das Individuum hinausgehen aufmerksam macht. Dies macht den Roman so vielschichtig und relevant.

»Viel zu selten, dachte ich, betrachtete man Hilfe als eine Währung, die sich exponentiell auszahlte. Das, was man gab, bekam man tausendfach zurück, wenn auch nicht unbedingt von der Person, die der Hilfe bedurfte. Aber von anderer Seite. Hilfe war ein Wert an sich. Menschen halfen einander bereitwillig, davon war ich überzeugt, solange man sie nicht nötigte oder über Gebühr strapazierte.« (149)

Daniela Dröscher gibt im Interview an, dass sie für ihre Romane aus ihrer Biografie schöpft. Diese Autofiktion (wie viel Fiktion und wie viel Autobiografie bleibt dabei zurecht offen) macht ihr Schreiben aus und so nahbar und mehrdimensional. Und die Message dieses Romans geht direkt ins Herz: Dass das Schreiben Ela rettet. 💜 Ich kann diesen Roman, wie das Schreiben von Daniela Dröscher im Gesamten sehr empfehlen. 🫰🏼