Verfall

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liesdochmaleinbuch Avatar

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Betrogen vom eigenen Körper, im Zustand stetiger Ungewissheit, weitergereicht innerhalb des Gesundheitssystems- das ist vermutlich ein Zustand in dem sich der eine oder andere wiedererkennt. Wir leben immer länger, aber auch besser? Ich mochte den Schreibstil dieses Buches richtig gern und der Erzählstil- das Rätsel eines Körpers, die Geschichte einer jungen Frau, ihrer Mutter und den Beziehungen zueinander und zum weiblichen Körper- hat mir ziemlich gut gefallen.

Die Protagonistin bewegt sich in einem Zustand zwischen Panik und Resignation was ihr körperliches und seelisches Befinden angeht. Als gebe es nur genau diese zwei Zustände- nichts tun oder von einem Arzt zum nächsten Hetzen wie ein Teil einer medizinischen Schnitzeljagd. Thematisch eher nicht so leicht, aber verständlich und nahbar rübergebracht. Denn was kann es schlimmeres geben, als dem eigenen Körper beim Verfall und sich selbst beim Sterben zu beobachten?!

Die Geschichte beleuchtet wie Elas Gesundheitszustand nicht nur ihr eigenes Leben belastet und beeinträchtigt, sondern auch das ihres Umfeldes, der Menschen die für sie da sind und die ihrerseits auf Ela zählen. Es wird immer die Frage aufgeworfen, ob es bei Elas Symptomen einen kausalen Zusammenhang gibt. Bestimmt der Körper die Psyche oder die Psyche den Körper? Oder bedingen sie sich gegenseitig in einem riesigen Teufelskreis, der droht Elas Leben entgleiten zu lassen und sie in einen Strudel aus Angst, Verzweiflung, Schuld und Wut zu reißen.

Das Ende fand ich zwar etwas ungelenk, weil die finale Erklärung etwas weit hergeholt fand, aber insgesamt war das ein super starker Roman darüber, was es bedeutet krank zu sein und über die Suche nach Antworten.