Die Welt aus der Sicht einer Krähe

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la tina Avatar

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Mit „Ka – Das Reich der Krähen“ erscheint ein neuer, schön gestalteter und poetischer Fantasyroman im Golkonda-Verlag. Hier ist es die Krähe Dar Eichling, schon immer ein neugieriger Einzelgänger, welche in frühen Zeiten den Kontakt zum Menschen herstellt und die Bedeutung eines Namens für jedes Individuum erkennt, um durch erzählte Geschichten nicht in Vergessenheit zu geraten. Über die Menschen lernt die bereits in frühen Zeiten schon zu den Totenvögeln zählende Krähe die menschliche Vorstellung vom Tod kennen, durchschreitet mit Hilfe von Schamanen das Tor zwischen den Welten der Lebenden und der Toten – und stiehlt aus einem Impuls heraus den Menschen die Unsterblichkeit. Fortan kann die Krähe zwar sterben, erwacht jedoch stets erneut als Krähe und erlebt so viele Jahrhunderte, in welchen sich die Menschen, deren Beziehung zum Tod sowie zu den Krähen wandeln, bis Dar Eichling in naher Zukunft auf einen Menschen trifft, welcher die Erlebnisse der Krähe als Buch niederschreibt.
Gleich vorweg muss ich sagen, dass man bei diesem Roman keine Actionfantasy erwarten sollte. Vielmehr werden die Beziehungen zwischen Krähen und Menschen sowie zwischen Mensch und Tod im Wandel der Zeit aus Krähensicht erzählt, wie Dar Eichling es mit seinem Verständnis wahrnahm. Mehrfach schaffte Dar es, intensive Beziehungen zu Menschen aufzubauen und eine Möglichkeit zu entwickeln, sich mit ihnen zu unterhalten, Gedanken und Informationen auszutauschen. In der Regel waren dies spirituell orientierte Menschen, wodurch Dar jedesmal Einblicke in die Vorstellung der Menschen bekam, was mit den Seelen der Verstorbenen geschah. Doch auch die Akzeptanz der Krähen wandelte sich im Laufe der Zeit vom Boten der Seele ins Totenreich hin zum verhassten Feind der Landwirte.
Das Buch liest sich sehr gemächlich. Viele Beobachtungen sind mit dem Verständnis einer Krähe beschrieben, welche natürlich die Dinge anders versteht als ein Mensch. Auch werden die unterschiedlichen Denkweisen zwischen Mensch und Krähe immer wieder deutlich. Auf der einen Seite fand ich es schön zu lesen, wie eine Krähe wohl ihre Welt wahrnimmt, in dem Punkt konnte ich mich recht gut in Dar Eichling hinein versetzen. Etwas langatmig und verwirrend erschienen mir leider Dar Eichlings Ausflüge in die Totenreiche, welche teilweise sehr surreal waren.
Ein sowohl inhaltlich wie auch in der Aufmachung hochwertiges Buch mit einer besonderen Sicht auf das Leben und den Tod sowie das Verhältnis zwischen Krähe und Mensch im Laufe vieler Jahrhunderte, welches zuweilen einige Längen aufweist.