Krähe trifft Mönche

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Ein namenloser Icherzähler muss sich mit dem bevorstehenden Tod seiner Frau Debra abfinden, mit dem Wissen, dass auch er seine Infizierung mit dem West-Nil-Fieber nicht überleben wird. Seine Begegnung mit dem Krähenmännchen Dar Eichling führt den Erzähler zur Auseinandersetzung mit der menschlichen Hoffnung auf Unsterblichkeit. Eichling erzählt, wie er die Menschensprache und das Konzept von Sprachen begriff und schließlich das winzige HöchstKostbareDing fand und mitnahm – die Unsterblichkeit.

Das Schicksal des unheilbar erkrankten Erzählers bildet die Rahmenhandlung, in der Eichling durchaus fesselnd die typische Sichtweise von Krähen als Schwarmtieren vermittelt. Eichling scheint aus seiner Sicht eine elastische Lebenszeit zu haben, seine Gefährten sterben, während er noch immer lebt. Nach seiner Begegnung mit Menschen wird sich die Überlieferung historischer Ereignisse in zwei Stränge trennen, Krähen und Menschen (hier Mönche) werden im Laufe der Zeit völlig unterschiedliche Geschichten weitergeben.

Die reinen Krähenangelegenheiten fand ich sehr fesselnd erzählt, wenn auch John Crowley m. A. die Erzählperspektive nicht konsequent einhält und Eichling zu viele reine Menschenangelegenheiten erzählen lässt. Eichling erkennt im Kontakt mit einem rotschöpfigen Menschenkind schon früh, dass Menschen über abstrakte Konzepte verfügen, die er selbst nicht gerade logisch findet, die jedoch auch sein Leben betreffen. Dass z. B. die Erde als Scheibe einen Rand hat, kann er im Flug aus der Krähenperspektive nicht bestätigen und hält diese Einschätzung für einen Irrtum. Würde ein Lebewesen mit einer anderen Spezies so intensiv über Dinge sprechen, die außerhalb seiner Vorstellungskraft liegen und die es selbst teils nur vom Hörensagen kennt? Das Meer, den Rand der Erde, selbst das Phänomen unterschiedlich schnell vergehender Zeit kann ich als Kräheninteressen akzeptieren und lausche Eichling gern geduldig. Sein Kontakt mit Mönchen und deren Glauben war mir dann doch ein zu menschliches Konzept, um mich in einer Tier-Fantasy-Saga dafür zu interessieren.