Unsterblichkeit und/oder Wiedergeburt - gibt es sie vielleicht doch?

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
svmo Avatar

Von

Dies ist die Geschichte der Krähe Dar Eichling, die als erste ihrer Art in jungen Jahren einen Namen bekam. Das Leben, die Entwicklung und die unzähligen Reisen durch diverse Jahrhunderte Dar Eichlings, werden von einem unheilbar kranken Mann, dem die Krähe am Anfang dieser Geschichte begegnet, erzählt - dieser hatte kurz zuvor seine Frau durch eine schwere Erkrankung verloren. Zu dieser Zeit hat Eichling schon viele Leben gelebt, hat auf seinen Reisen immer wieder Gefährten, Freunde und Familienmitglieder verloren, Kriege und Zerstörung durch den Menschen er- und überlebt.

Zu Beginn seiner Reise trifft er auf ein kleines Mädchen, die später den Namen Fuchskopf tragen wird und erlebt mit ihr seine erste große Reise, auf der Eichling, wohl für den Menschen ein wichtiges Ding bzw ein großes Nichts, durch das ich-kann-nicht-anders-Verhalten einer Krähe, stiehlt, aber auch gleich wieder verliert - das es sich hierbei um die Unsterblichkeit handelt und er letztlich dennoch damit den Tod als ständigen, unsichtbaren Begleiter erwählt, ist ihm bis dahin noch gar nicht bewusst. So zieht er mit Fuchskopf durch die Lande und verliert sie viele Jahre später an den Tod. Auch weitere Menschen-Gefährten in anderen Jahrhunderten, wie einen Mönch, den Eichling u.a. auf einer Seereise begleitet, nachdem sich dieser in einem Kampf eine Todsünde auferlegt hat und auf eine kleine Insel zusteuert, um dort Buße zu tun.
Weitere Wegbegleiter folgen, wie der große und starke Mann Einohr, mit dem Eichling viele Geschichten und gemeinsame Erlebnisse austauscht. Ebenfalls, auch hier wieder einen Tod und viele Jahrhunderte später, begegnet er einer Frau, Anna Kuhn, ihrer Schwiegermutter und deren Sohn Paul auf ihrem Hof - der mürrische Junge wird später zu einem Widerling mutieren, der Eichling und seinesgleichen die sprichwörtliche Hölle auf Erden bereiten wird...

Der Prolog liest sich flüssig und spannend, macht Lust auf mehr und so tastet man sich immer tiefer in die beiden Reiche KA und Ymr heran. Es macht Spaß, die Entstehung der gemeinsamen Sprachen zwischen den jeweiligen Protagonisten mitzuerleben und daran teilzuhaben. Die Lebensweise der Krähen, allen voran das Schwarm- und Brutverhalten werden ausführlich erläutert, was zum Verständnis dieser Tiere beitragen mag, den Verlauf der Geschichte allerdings oftmals aufhält. Auch ziehen sich einige Kapitel sehr hin, man hat an manchen Stellen das Gefühl, dass der Autor eher seine Gedankengänge notiert hat und man häufig den Zusammenhang nicht klar erkennen kann - somit bleibt man als Leser verwirrt und manchmal auch frustriert zurück, den Gedanken in sich, das Buch einfach zur Seite zu legen und es-sein-zu-lassen. Sehr schade, denn das Buch weißt auch etliche, schöne erzählerische Qualitäten auf und kommt manchmal wie eine Fabel daher - so kommen einige andere Tierarten "zu Wort" und erzählen von ihren Erlebnissen, gerade in Bezug mit der Gattung Mensch. Apropos Mensch, wer ein zartes Seelchen hat, wird hier auf eine harte Probe gestellt: der Tod ist allgegenwärtig, sei es durch´s sterben an sich oder aber auch durch Schlachten, Kriege, Krankheiten. Die Krähen nutzen die zahlreichen Toten als Futterquelle und so wird manches Futtergelage der Vögel zu einem niedergeschriebenen Gemetzel - nicht jedermann´s Sache, zumal es immer mal wieder auf die Stimmung und Motivation drückt, die Geschichte weiter lesen zu wollen.
Wer denkt, dass man es hier mit einem Fantasyroman im klassischen Sinne zu tun hat, den muss ich enttäuschen, es ist irgendwie ein Mix aus vielem und evtl. wird sich jeder aus dieser Geschichte seine persönlichen Highlights heraus picken, wünschenswert wäre es, denn die Grundidee zu dieser Geschichte ist toll, die Umsetzung oftmals anders, als gedacht und auch nicht immer nach meinem Geschmack.

Die Aufmachung des Buches ist sehr hochwertig, auch unter der Schutzhülle -> ein Blick darunter lohnt sich also, ein Lesebändchen rundet das Ganze ab.
Innen, zu den jeweiligen Kapiteln, finden sich sehr schöne schwarz-weiß Zeichnungen, die man sich auf jeden Fall genauer anschauen sollte.
Insgesamt würde ich sagen, wer Krähen und Zeitreisen mag und keine Scheu vor langen, nicht immer nachvollziehbaren Handlungssträngen hat, ist hier gut aufgehoben - ob ich das Buch nochmal lesen würde? Hmm, vielleicht... Manchmal liest sich gerade so ein Schmöker beim zweiten mal irgendwie ganz anders. ;-)