Ein Thriller für Kopf und Verstand – aber nicht für Ungeduldige

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petergrandl Avatar

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„Kälter“ ist ein intellektuell anspruchsvoller Thriller, dessen erzählerische Architektur ebenso präzise wie tiefgründig konzipiert ist. Pflüger beweist einmal mehr seine beeindruckende Recherchekompetenz und schafft ein dichtes Geflecht aus Schauplätzen, Figuren und politischen Zusammenhängen, das gerade durch seine Komplexität überzeugt.
Schade ist, dass sich viele Leser:innen von solcher Vielschichtigkeit zunehmend überfordert zeigen – ein Symptom unserer Zeit, in der kompositorische Komplexität immer häufiger dem Bedürfnis nach leichter Verdaulichkeit weichen muss. Kälter verlangt Konzentration, belohnt sie jedoch mit Substanz.
Irritierend wirkt mitunter die ausgeprägte Neigung zur Metaphernhäufung – kaum eine Beobachtung kommt ohne Vergleich aus. Diese sprachliche Überfülle erzeugt bisweilen Bilder, die in meinem Kopf in eine andere Richtung führen, statt mir den Raum zu lassen, das Geschehen in meiner eigenen Vorstellung entstehen zu lassen.
Trotzdem bleibt Kälter ein bemerkenswert vielschichtiges Werk, das zeigt, wie literarisch ein Thriller sein kann, ohne an Spannung einzubüßen.