Kein würdiger Nachfolger

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phoebe caulfield Avatar

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Als Provinzpolizistin führt Luzy Morgenroth führt einen eher gemütlichen Arbeitsalltag auf der Insel Amrum, spektakuläre Polizeiarbeit sucht man hier vergebens. Das ändert sich schlagartig als Lucy auf der Insel tief aus ihrer Vergangenheit eingeholt wird, ihre Freunde in Gefahr geraten, ihr bester Kollege sogar sein Leben lassen muss. Und so kehrt Lucy zurück in ihr altes Leben, um sich dem zu stellen, von dem sie damals vor acht Jahren dachte, es wäre vorbei.

Der Thriller "Kälter" ist komplex gestrickt. Wer Andreas Pflüger bereits kennt, weiß wie meisterhaft er plots und verschiedene Erzählebenen konstruieren kann. Zugleich verarbeitet er historischen Detailwissen aus dem Umkreis von Geheimdienst und Spionage, sodass man als Leser_in tief in diese spannende Welt eingesogen wird. Genau diese Meisterhaftigkeit hat seine beiden Vorgänger-Bücher so einzigartig und erfolgreich gemacht.
In "Kälter" habe ich allerdings das Gefühl, dass einige Schrauben einfach überdreht wurden. Das erste Drittel des Buches (Lucy auf Amrum) wirkte unglaublich überladen und konstruiert. Es wirkte wir ein Wettbewerb maritimer Vokabeln und schien mir sehr konfus geschrieben, lässt mich an KI denken, sorry.

Ab dem zweiten Drittel findet man die bewährte Schreibe von Pflüger und auch die sympathischen Figuren aus "Wie Sterben geht" tauchen wieder auf, das war ein wunderbares Wiedersehen. Die Plotstruktur und der Schreibstil ähneln sehr dem Vorgänger, was erstmal nichts Schlechtes sein muss. Ich fand es allerdings leider ermüdend und langweilig. Mir fehlt sogar das Interesse zu wissen, ob/wie Lucy erfolgreich sein und das Buch enden wird - abgebrochen auf Seite 340.

Ich hatte mich sehr auf ein neues Buch von Andreas Pflüger gefreut, bin allerdings recht enttäuscht. "Kälter" kann seinem Vorgänger nicht das Wasser reichen und wirkt etwas wie ein zweiter Aufguss, schade.