Komplexer Agententhriller mit dem Potential, bald verfilmt zu werden

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minjo Avatar

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Im Herbst 1989 zieht ein heftiger Sturm über Amrum auf, als mit der letzten Fähre ein Killerkommando auf die Insel kommt, um einen Auftrag zu erledigen. Luzy Morgenroth, die dort seit acht Jahren ein beschauliches Leben als Inselpolizistin führt, wird jäh an ihr altes Leben erinnert, als der Bruder ihrer Freundin von eben jener Fähre verschwindet und tot aufgefunden und ihr Kollege Jörgen von den Killern umgebracht wird. Als Luzy beim Anführer des Killerkommandos einen Hinweis auf "Babel" findet, einem totgeglaubten Geist aus ihrer Vergangenheit, macht sie sich auf den Weg, diesen endlich zur Strecke zu bringen, auch wenn sie sich dafür in ihr altes Ich zurückverwandeln und um die halbe Welt jagen muss...

Zum Buch:
Mit „Kälter“ hat Andreas Pflüger einen komplexen, actionreichen Agententhriller geschrieben, der die Story auf zwei Zeitebenen erzählt. Ein Teil der Geschichte ist in Israel verortet, weitere Schauplätze sind u.a. Wien und Berlin zur Zeit des Mauerfalls.
Luzy Morgenroth als Hauptfigur ist genauso komplex wie die Handlung selbst.
Zum einen ist sie empathisch und loyal, gibt alles für die, die ihr am Herzen liegen. Doch da ist auch eine gnadenlose Kämpferin in ihr, die ohne Rücksicht auf Verluste alle Gegner aus dem Weg räumt.
Als Leser erfährt man zudem viel über den kalten Krieg, Geheimdienste aus aller Welt, Personenschützer, Agenten und Killerkommandos. Die vielen (Deck)Namen, Organisationen und Gruppen mit ebenso vielen Bezeichnungen schaffen mitunter Verwirrung und machen das Geschehen noch komplexer zu verstehen, besonders, wenn man mit diesem Genre nicht so vertraut ist.

Persönliche Meinung:
Ich habe gut 100 Seiten gebraucht, um in der Geschichte wirklich anzukommen. Ehrlich gesagt, bin ich auch nach der Lektüre noch ziemlich ambivalent: Die Story an sich ist fesselnd und es ist spannend, mehr über diese Zeit zu erfahren. Gleichzeitig finde ich die zwei Gesichter von Luzy schwer nachvollziehbar: zum einen so empathisch und fürsorglich, auf der anderen Seite eine gnadenlose Kampfmaschine, die im Vorbeigehen dem einem das Genick bricht und einem anderen das Gesicht wegpustet? Dazu der Schreibstil, der dem Titel des Thrillers alle Ehre macht: "sie schießt ihm zwischen seine verwunderten Kinderaugen" ... kälter geht es nicht, diese unpersönliche und abgehobene Beschreibung des Tötens hat mich oft abgestoßen, hier darf man also nicht zimperlich sein. Der Schreibstil von Andreas Pflüger ist eine Welt für sich: im Präsens gehalten, kurz und knackig (ich würde schon sagen: sehr maskulin), stakkatomäßig, vieles wird nur angedeutet, woraus man sich dann selbst einen Reim machen muss. Pflüger hat auch einen sehr eigenen Sinn für Humor, den man entweder mag oder nicht. Die Vermischung aus Realität und Fiktion finde ich sehr gelungen.
Der Thriller hat einige Längen, die Actionszenen sind dagegen relativ kurz und überschaubar gehalten. Unrealistisch fand ich nur manche der philosophischen Dialoge während der Kampfhandlungen.
Nichtsdestotrotz sind mir am Ende die Hauptpersonen wirklich ans Herz gewachsen und die Romantikerin in mir weiß das Ende sehr schätzen.

Mein Fazit:
Ein spannendes Stück Zeitgeschichte, aber definitiv keine leichte Kost.
Sehr komplex und auch brutal, dennoch ein sehr unterhaltsamer und interessanter Thriller, der durchaus das Potential hat, verfilmt zu werden.