2,5 neutrale Sterne

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kristall86 Avatar

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Klappentext:

„Die Geschichte seiner eigenen Familie hatte den in Toronto geborenen Menachem Kaiser nicht sonderlich interessiert, ehe er nach Polen aufbrach, ins ehemalige schlesische Industriegebiet. Dort besaßen seine Vorfahren einst ein Mietshaus, das von den Nazis enteignet wurde; Versuche einer Restitution waren bisher gescheitert.

Und plötzlich befindet man sich inmitten einer abenteuerlichen Ermittlung, begleitet den Erzähler zu skurrilen Schatzsuchern, durchforscht mit ihm Keller und Tunnel, läutet an fremden Türen, beauftragt eine mysteriöse Anwältin …

Vergangenheit und Gegenwart kommen einander in diesem ganz und gar außergewöhnlichen Erinnerungsbuch nahe. Was bedeutet es, ein Erbe anzunehmen, und gibt es überhaupt so etwas wie historische Gerechtigkeit?“



Autor Menachem Kaiser will uns hier in seinem aktuellen Buch seine jüdische Familiengeschichte erzählen. Um diese aber erzählen zu können muss er auf Spurensuche gehen. Vorab: Das Buch ist weder Roman noch Sachbuch noch Roadtrip. So richtig in ein Genre lässt es sich nicht stecken und es fällt auch schwer hier zu bewerten. Warum? Kaiser verzettelt sich einfach mehr und mehr in seinem Geschreibe und seinem Erzählstoff. Zudem bin ich hin und her gerissen ob er überhaupt einen Fokus für sich gesetzt hat. Zum Einen wird schnell klar, eigentlich will er gar nichts weiter über seine Familie wissen aber dann irgendwie doch - sei’s drum. Also begibt er sich auf Spurensuche gen Polen. Woher der Sinneswandel? Mal findet er etwas von seinem Großvater dann von dem dann von dem und bleibt schlussendlich bei der Geschichte des Bruders seines Großvaters stecken. Zum Anderen verbeißt er sich in all den ganzen Geschichten und sein Forscherdrang und der Drang seine Wurzeln kennenzulernen wird immens groß. Man kann das alles ja verstehen aber es ist wahrlich schwierig dem Autor zu folgen und irgendeinem roten Faden zu folgen. Kaiser erlebt und entdeckt so viel und muss dies erstmal verarbeiten. Keine Frage sind Schatzsuche und Co. mehr als spannend aber findet er denn das was er sucht? Was sucht er denn wirklich? Nur die Geschichten oder aber Geschichten und somit Einblicke in seine Familie und somit auch zu seinen Wurzeln? Kann er eine Beziehung zu all dem aufbauen? Oft wirkt dies leider nicht so, sondern eher nach Effekthascherei. Als Leser folgt man Kaiser mühselig und ist irgendwie Teil einer Reise aber der Tenor bzw. Kaisers eigentliche Erkenntnis geht in all dem Wirrwarr unter oder taucht vielleicht auch gar nicht auf. Es gibt einfach zu viele Längen im Buch, bei denen man als Leser schon Durchhaltevermögen braucht. Neben all der Ahnenforschung gibt Kaiser aber auch Einblicke in die polnische Politik und das Geschehen wie dort mit der Nazi-Vergangenheit umgegangen wird. Dieser Part war für mich der spannendste da ich hier selbst Erfahrungen aus meiner Familie vergleichen konnte die ebenfalls mal auf Spurensuche in Schlesien unterwegs war. Zumal es höchst interessant ist, wenn plötzlich „Auswärtige“ auftauchen, die in alten Wunden bohren und nach Dingen fragen, die man einfach gern verdrängt und über die man eben nich spricht. Aber mehr interessantes gab es für mich in diesem Buch leider nicht. Ich hatte große Erwartungen aber leider wurden die nicht erfüllt. neutrale 2,5 Sterne von mir.