Nachhallend, ehrlich, menschlich

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jentis4711 Avatar

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Menachem Kaiser wollte keinen Roman schreiben, denn das hätte aus seiner Geschichte auch genau das gemacht: eine Geschichte. Stattdessen wollte er seine Wahrheit erzählen, und deshalb ist dieses Buch ein Sachbuch geworden, ein Erinnerungsbuch, und das geht näher als so manch ein Roman.
Kaiser macht sich auf die Suche nach den Spuren seines Großvaters, den er nie kennengelernt hat, und nach den Spuren seiner Familie, die den Holocaust größtenteils nicht überlebt hat. Diese Suche führt ihn vor allem nach Polen, und Kaiser stellt sich auf dieser Suche Fragen - Fragen, die auch mal zwicken. Was ist Erbe und was ist Vermächtnis? Welcher Wert ist der wichtigere - der materielle, historische oder sentimentale? Was passiert, wenn Erinnerungen zu unserer eigenen Geschichte werden? Und was machen wir mit dem Unwissbaren unserer eigenen Geschichte? In all seinen Antworten schont Kaiser sich selbst nicht, er ist ehrlich zu sich selbst und zu uns und das löst das gleiche beim Leser aus (wobei man sich jedoch durchgehend aufgehoben fühlt). Dieses Buch ist intim weil persönlich, und zugleich unglaublich nahbar weil menschlich. Große Leseempfehlung.