Schwierig

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raschke64 Avatar

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Menachem Kaiser (Kajzer) versucht, das Haus seines Großvaters nach der Wende in Polen zurückzubekommen. Das gestaltet sich als sehr schwierig. Erst mal ist es das falsche Haus, dann fehlen wichtige Papiere und dann ändert Polen die Gesetze und vor Gericht geht es auch nicht gut aus…

Das Buch war für mich schwierig zu lesen und ist genauso schwierig zu bewerten. Da ist zum einen grundsätzlich die Forderung nach Rückgabe des Hauses. Ich hatte zu keiner Zeit das Gefühl, dass die Familie das Haus (oder beim Verkauf das Geld) benötigt. Und noch weniger hatte ich das Gefühl, dass sie es unbedingt wollen. Das alles war für mich sehr ambivalent. Unabhängig davon steht natürlich das Recht auf ihrer Seite, dass ihnen das Haus durch die Nazis weggenommen wurde und es ihnen zusteht.
So habe ich anfangs das Buch mehr als Roman oder Familiengeschichte gelesen und da war es auch interessant. Auch wenn man eher wenig über die Familie erfährt und auch der Autor sehr wenig über seinen Großvater weiß und auch nicht sehr viel mehr über ihn bzw. diese Generation herausbekommt.
Danach wechselt das Thema abrupt und das Buch wird zu einer Art Sachbuch. Der Autor bezeichnet es selbst als Sachbuch, aber das ist es für mich auch nicht. Es geht um die derzeitigen Schatzsucher speziell in Schlesien, die vom Bernsteinzimmer bis zu Nazidevotionalien alles wollen und es teilweise groteske Züge annimmt. Dieser Teil der Geschichte passt nicht zur Familie und ist eher langweilig. Mich hat beim Lesen „gerettet“, dass ich die Gegend kenne und so bei der Nennung von Orten zumindest ein Bild vor Augen hatte.
Danach wechselt es wieder zum Zurückbekommen des Hauses und hier verstehe ich nicht wirklich, warum der Autor weiterhin an der polnischen Rechtsanwältin festhält, obwohl sie grobe Fehler vor Gericht gemacht hat – womit ich wieder beim 1. Abschnitt der Bewertung lande.
Zu guter Letzt geht es nur noch um das Buch und die teilweise Geschichte eines eher weit entfernten Verwandten namens Abraham Kajzer, dessen Aufzeichnungen zumindest in Polen ziemlich bekannt sind. Das allerdings passt wieder nicht wirklich zur Familiengeschichte.
Alles in allem und kurz zusammengefasst: Dem Buch fehlt die Entscheidung, ob es eher Roman oder Sachbuch sein soll und es fehlt definitiv eine Art roter Faden. So ist es für mich mit viel gutem Willen maximal Mindestmaß.