Spuren der Vergangenheit

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murksy Avatar

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Im äußerst spannenden und kurzweiligen Sachbuch erzählt Menachem Kaiser von seiner Suche nach der Vergangenheit seiner polnischen Vorfahren. Zunächst eher uninteressiert an seinem Großvater, steigert sich der Autor zusehends in eine obsessive Jagd nach Erinnerungen und Hinweisen auf seine Herkunft. Mehrere Reisen nach Polen, unzählige Gespräche und Spuren bringen nach und nach Licht in die nebelverhangene Geschichte seiner Familie. Was der Autor in Polen findet, erstaunt ihn und seine Leser. Wie in einem Krimi versucht der Bruchstücke zusammenzufügen, redet mit Hausbewohnern und Zeitzeugen, begibt sich mit modernen Schatzjägern an längst verfallene Orte oder kommt auch dem sagenumwobenen Projekt Riese ganz nahe, dass mit seiner mystisch-verkappten Surrealität auch Filme wie Indian Jones inspiriert hat. Immer mehr erfährt Kaiser über seine Familie, ihr Sterben während des Krieges, den Schrecken der Konzentrationslager, aber auch bewegenden Geschichten, die nur aus der Verzweiflung und Verfolgung erwachsen können. Menachem Kaiser gelingt es vorzüglich ohne Pathos seine Recherchen lebhaft zu schildern, ohne jedoch seine eigenen Zweifel und Beweggründe zu beschönigen. Das Buch erzählt vom Kampf gegen Bürokratismus und die Gerichtsbarkeit, aber auch von den Erlebnissen der wenigen Überlebenden des Holocaust. Die Auszüge aus einem Tagebuch eines entfernten Verwandten sind ein erschütterndes Zeitdokument. Kaiser schreibt sachlich, wo Sachlichkeit gefordert ist, lässt aber genügend Raum für Gefühle und Infragestellung. Handelnde Personen werden nicht verurteilt, sondern ihr Tun aus den parteilosen Augen des Betrachters geschildert. Genau wie der Autor auf seiner langen Reise, lernt auch der Leser viel Neues. Verständnis wird geweckt und der Wunsch nach mehr Informationen werden den geneigten Leser zu weiteren Nachforschungen anregen. Mir selber ging das Buch deshalb sehr nahe, weil meine Mutter auch im Krieg aufgewachsen ist, als quasi Vollwaise für ihre jüngeren Geschwister verantwortlich war und viele Jahrzehnte später die Wurzeln ihres Vaters gesucht hat. Auf einem Friedhof endete erfolglos die Suche.


Diese subjektive Rezension wurde persönlich ohne Zuhilfenahme von KI durch einen Hobbyleser ohne jegliche Beziehungen zu Verlag oder Autor erstellt. Der Inhalt der Rezension ist urheberrechtlich geschützt und darf ohne Zustimmung des Verfassers auch nicht in Teilen kopiert werden.