Ungewöhnliche Mischung

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lihemann Avatar

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Das Cover des Buches ist wirklich gelungen und lässt auf einen Roman schließen. Allerdings ist es gar nicht so klar, ob es nicht vielleicht doch ein Sachbuch ist, oder eine Sammlung von Berichten über die Erkundungen des jüdischen US-Autors nach der Geschichte seiner Familie, aber auch der Juden in Polen, gemischt mit anekdotischen Erzählungen seiner Kindheitserinnerungen.

Die Suche nach den eigenen Wurzeln, das Nachforschen nach den Biografien der eigenen Vorfahren und nicht zuletzt die juristische Aufarbeitung der Enteignung jüdischer Immobilien durch die Nazis - allesamt sind wiederkehrende Motive zeitgenössischer Literatur von jüdischen Schriftstellern. Spontan drängt sich mir hier der Vergleich mit "Das Erbe", einer Graphic Novel von Modan Rutu auf, in der es allerdings auch um eine Liebesgeschichte geht.
Das Vermischen von sachlichem Bericht und autobiographischer Erzählung ist in "Kajzer" die Stil gewordene Vermengung der kühlen juristischen Auseinandersetzung mit den daran anheftenden Emotionen des Autors.
Wie schwierig es für die oft im Ausland lebenden Nachkommen europäischer Juden ist, einen Ausgleich für den erlittenen materiellen Verlust ihrer Familien zu erhalten, zeigt sich spätestens, als klar wird, dass das Wohnhaus, um dessen Erhalt sich der Erzähler bemüht, erst nach dem zweiten Weltkrieg erbaut wurde.

Das Buch lässt sich gut und flüssig lesen, eine Spannungskurve will allerdings nicht so recht entstehen. Meine Leseempfehlung gilt vor allem Geschichtsinteressierten.