Verworren

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pawlodar Avatar

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Menachem Kaiser legt dezidiert dar, dass er keinen Roman, sondern ein Sachbuch verfasst hat. Im Vordergrund soll vorgeblich sein Bemühen stehen, die Restitution eines enteigneten Hauses im polnischen Schlesien aus dem Besitz seines bereits vor seiner Geburt verstorbenen Großvaters zu bewerkstelligen.

Es stellt sich aber heraus, dass diesem Unternehmen kein Erfolg beschieden ist. Vor dem Leser entfaltet sich ein Konglomerat aus juristischen, historischen und aktuellen politischen Aspekten, die für dieses Scheitern verantwortlich sind. Daneben muss der Autor zugeben, dass er sich mancherlei Ungenauigkeiten, geradezu schlampig durchgeführten Aktionen schuldig gemacht hat.

Großen Raum nehmen seine Reflexionen zum Thema der Legitimierung solcher Rückforderungen jüdischen Besitzes ein, Gedanken über seine eigene psychische Verfassung, über seine Skrupel angesichts der von ihm verwendeten Finten, um nichts ahnende, originär unbeteiligte Menschen für seine Zwecke nutzen zu können.

Das Einleitungskapitel ist emotional berührend, in dem es um die psychische Konstitution des Vaters geht, dessen Vater wiederum als Holocaust-Überlebender für den Enkel eine Leerstelle darstellt, die durch keine prägnanten Erinnerungen des Vaters konkretisiert wird. Am Ende steht die Lebensgeschichte eines weiteren Verwandten, von dessen Existenz der Verfasser vorher nichts wusste.

Im Mittelteil des Buches wiederum dominieren weitschweifige Beschreibungen der in Schlesien überaus aktiven ‚Schatzsucher‘, die von ihren Vorstellungen von verborgenen Nazi-Hinterlassenschaften besessen sind.

Diese Aufzählung der von Kaiser angerissenen Themen zeigt, dass sein Werk keinem stringenten Bauplan folgt, die mäandernde Darstellung ermüdet den Leser und lässt ihn ebenso verwirrt zurück wie den aus seiner Verfassung keinen Hehl machenden Verfasser.