Zäh und wenig stringent

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Das Buch „Kajzer“ von Menachem Kaiser beansprucht für sich, ein Sachbuch zu sein. Es enthält drei unterschiedliche Schwerpunkte. Zum einen geht es um ein Haus in einer polnischen Stadt, das einmal dem Großvater des Autors gehört hat. Der Autor möchte es vom polnischen Staat zurückfordern.

Dabei stößt er auf einen bisher unbekannten Cousin seines Großvaters, der auf abenteuerliche Weise mehrere KZs überlebt hat und später nach Israel ausgewandert ist. Dessen Geschichte wird ausführlich dargelegt.

Verknüpft ist sie mit dem dritten Schwerpunkt des Buches: Berichten über die polnischen „Schatzsucher“, die sich für Nazi-Devotionalien und verlassene Nazi-Bauwerke interessieren, immer auf der Suche nach noch unentdeckten Schätzen.

Diese drei Stränge stehen oft unverbunden nebeneinander. Der Autor erwähnt selbst die häufig fehlende Chronologie.

Es scheint, als hadere Menachem Kaiser ein bisschen mit seinem Stoff., bzw. dem selbst gewählten Sujet. Er merkt an, dass ein Roman, wenn er den denn hätte schreiben wollen, sicher stringenter und runder erzählt hätte werden können. Offenbar hat er mit der Entscheidung, ein Sachbuch zu schreiben, gewisse Schwierigkeiten. Dadurch, dass er seine Suche nach dem Haus und die langwierigen und frustrierenden Verhandlungen zur Rückforderung vor Gericht sachbuchgemäß und detailgetreu wiedergibt und nichts zusammenfasst oder weglässt, wirkt der Stoff zäh. Warum der Autor trotz der vielen Widerstände und Rückschläge nicht aufgibt, erschließt sich nicht. Die Hartnäckigkeit, mit der er sein Projekt verfolgt, wirkt an manchen Stellen irritierend. Sogar der Vater des Autors billigt dieses Vorgehen nicht und der Autor selbst reflektiert sein Handeln an zahlreichen Stellen, ohne dass es die Leser*innen zufriedenstellen oder überzeugen kann.
Vielleicht hat er deshalb den „Schatzsuchern“ einen so großen Teil des Buches eingeräumt. Sie geben mehr her als die Rückforderungsgeschichte, aber teilweise tauchen die Inhalte unmotiviert und ohne Zusammenhang zum Vorhergehenden auf. Auch der wiederentdeckte Cousin des Großvaters hat eine interessantere und bewegendere Geschichte als die immer wieder angesprochene und letztlich vergebliche Rückforderung.
Alles in allem konnte mich dieses Buch trotz einiger lesenswerter Details nicht fesseln.