Zurück in Schlesien

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milena Avatar

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"Warum soll das in irgendeiner Hinsicht Aneignung sein? Wir nehmen uns ja nichts. Das Gebäude gehörte meinem Urgroßvater. Er wurde ermordet, also ging es an seinen Sohn, und dann starb sein Sohn, und so ging es an dessen Kinder. Wo genau ist hier der moralische Haken?" (S. 90) In dem Zitat kommt man der Grundproblematik des Buches am nähesten. Menachem Kaiser erzählt die Geschichte seiner Familie, die ursprünglich aus Schlesien stammte und durch den Holocaust ermordet oder in alle Winde verstreut wurde. Er selbst wurde 1985 in Toronto geboren und interessierte sich lange nicht besonders für die Wurzeln seiner Familie, die in Schlesien liegen. Er wusste vage von dem Vorgang, dass ein Onkel sich bislang erfolglos um die Restitution eines von den Nazis enteigneten Hauses bemüht hat. Erst seine eigene Reise nach Polen lässt ihn diese ganze Geschichte plastisch werden und weckt seine Leidenschaft, die rechtmäßigen Eigentümer des Hauses in seiner Familie zu ihrem Recht zu verhelfen. Die Leser nimmt er mit auf abenteuerliche Erlebnisse in Polen, in Vergangenheit und Gegenwart, in ethische Dilema von Schuld und Gerechtigkeit.
Das Buch ist wichtig und wertvoll, auch wenn mir der Schreibstil des Autors in der Wortwahl etwas zu wiederholend ist. Dass das Buch ein sehr, sehr persönliche Note hat, ergibt sich klar aus dem Erzählstoff.