ein toller Auftakt

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
malo2105 Avatar

Von

Das ich eines Tages mal sagen würde „nur gut, dass wir die Pandemie hatten“, hätte ich nie im Leben gedacht. Doch wie die Autorin in ihrem Nachwort schreibt, ist genau dass der Grund für diesen Roman.
Viveca Sten kannte ich bereits mit ihrer Reihe um Thomas Andreasson, die ich alle sehr gern gelesen habe.
Kalt und still ist der Auftakt zu einer neuen Reihe und hat mir ebenfalls sehr gut gefallen.
Hanna Ahlander hat gerade eine sehr schwierige Zeit. Ihr Freund betrügt sie mit einer anderen und wirft sie aus der gemeinsamen Wohnung. Und auch von der Arbeit bei der Citypolizei wird sie von ihrem Chef freigestellt, weil sie nicht bereit ist, einen Kollegen zu decken. Ihre Schwester bietet Hanna an, sich in ihrem Ferienhaus in Äre eine Auszeit zu nehmen, um erstmal zur Ruhe zu kommen.
Dort erreicht Hanna eine Vermisstenmeldung. Die 18jährige Amanda ist nach einer Party nicht nach Hause gekommen. Um sich nützlich zu machen, hilft Hanna bei der Suche, denn es herrschen eisige Temperaturen, so dass jeder Augenblick zählt. Dabei erfährt sie, was die Gerüchteküche so hergibt, und weiß bald mehr wie die örtliche Polizei.
Mir hat dieser Roman sehr gut gefallen. Hanna ist eine engagierte Polizistin, die für ihre Werte einsteht und dadurch auch oft aneckt. Zu ihren Eltern, ganz speziell zu ihrer Mutter, hat sie ein schwieriges Verhältnis. Ihr ältere Schwester Lydia, eine gut situierte Anwältin, wird ihr oft als Vorbild gereicht. Doch Hanna ist anders. Sie hat ein kriminalistisches Gespür, eine hohe Beobachtungsgabe und verknüpft gekonnt Informationen. So kann sie Daniel Lindskog von der örtlichen Polizei auf Dinge aufmerksam machen, die bisher nicht bekannt waren. Für die unterbesetzte Polizei ist Hanna eine Bereicherung und wird so schnell Teil des Teams.
Auch Daniel fand ich eine interessante Person. Auch er hatte eine schwierige Kindheit, sein Vater hat die Familie verlassen, als Daniel noch klein war. Zudem hat er ein aufbrausendes Temperament. Als frisch gebackener Vater will Daniel bei seiner Familie eigentlich alles richtig machen, der Fall der verschwundenen Amanda bringt ihn aber an seine Grenzen. Seine Zerrissenheit zwischen seinen Wunsch, ein guter Vater zu sein, und seiner Arbeit als Polizist fand ich sehr gut dargestellt.
Sehr gut herausgearbeitet fand ich auch die Eltern der verschwunden Amanda. Der Verlust trifft sie verständlicherweise sehr hart, aber sie haben noch zwei weitere Kinder, um die sie sich eigentlich kümmern müssten. Doch gerade die Mutter fällt in ein riesengroßes Loch und zieht sich komplett von ihrer Familie zurück, will mit ihrem Kummer allein sein. Plötzlich liegt die Last auf den Vater, der aber auch eben ein Kind verloren hat. Nach und nach zeigt sich, dass die heile Familienwelt, in der sie bisher gelebt haben, gar nicht so heil ist.
Der flotte Schreibstil und die vielen kurzen Kapitel tragen dazu bei, dass man das Buch kaum aus der Hand legen kann. Auch sind einige Kapitel aus Amandas Sicht geschrieben, so dass man als Leser zwischenzeitlich einen Vorsprung zur ermittelnden Polizei hat. Dies lässt die Spannung zusätzlich steigen.
Ich habe mich mit diesem Roman sehr gut unterhalten gefühlt. Ich konnte auch gut mitraten und hoffe sehr, dass diese Reihe fortgesetzt wird.
Eine ganz klare Leseempfehlung.