Schwedische Kälte zum Mitfühlen

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er Auftakt zu einer neuen Reihe der schwedischen Krimi-Autorin Viveca Sten spielt im eisigen Winter des mittelschwedischen Åre (Nähe Östersund).

Im Mittelpunkt steht die Ermittlerin Hanna Ahlander aus Stockholm. Sie zieht sich ins Ferienhaus der Schwester nach Åre zurück, nachdem sie Job und Mann verloren hat, und wird schnell in einen Fall verwickelt, der das Dorf erschüttert: Eine 18-Jährige ist verschwunden.

Die Handlung ist solide gestrickt. Manchmal tritt sie etwas auf der Stelle, aber alles in allem war ich immer gespannt genug, um weiterzulesen.

Was mir an diesem Krimi besonders gut gefallen hat, ist die Beschreibung der Dunkelheit, des Wetters und der Kälte. Hier taucht man regelrecht ein und kann sich sehr gut vorstellen, wie die Menschen in Mittelschweden leben und wie sie von der Natur beeinflusst sind.

Ebenfalls sehr gut fand ich die unterschiedlichen Perspektiven, insbesondere die des lokalen Ermittlers Daniel und von Lena, die die Mutter der verschwundenen jungen Frau ist. Die Gefühle der Personen werden sehr eindrücklich und nachvollziehbar geschildert.

Weniger anfangen konnte ich mit der eigentlichen Hauptfigur Hanna. Sie war mir in ihrem Selbstmitleid und ihren Alleingängen nicht sonderlich sympathisch. Auch wurden in Kapiteln, in denen es um sie ging, ihre Probleme (Jobverlust, Partnerverlust, sich ungeliebt fühlen von den Eltern, …) eigentlich ständig wiederholt, um nicht zu sagen, wiedergekäut. Da dachte ich mitunter: Ist gut jetzt, wir haben´s kapiert. Bei der Autorenmode, der Hauptperson möglichst viel an psychischen und sonstigen Problemen auflädt, wäre für meinen Geschmack manchmal weniger mehr. Hannas Probleme sollen vermutlich Anteilnahme für die Figur wecken. Bei mir ging der Schuss nach hinten los. Ich fand die anderen Figuren viel natürlicher und besser gelungen.

3,5 Sterne