Solider Krimi, der etwas vorhersehbar ist

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Das Cover mag ich recht gerne, weil es die Stimmung des Buches ziemlich gut einfängt und gleichzeitig in seiner Schlichtheit wirklich schön aussieht. Allerdings sticht es so gar nicht aus der Masse der skandinavischen Krimis heraus.

Die Geschichte klang erst einmal nach einem typischen Krimi: Die Polizistin Hanna Ahrlander hat es gerade nicht leicht, nachdem sie sich gegen einen Kollegen aufgelehnt hat und ihr von ihrem Vorgesetzten unmissverständlich klargemacht wurde, dass sie in der Dienststelle keine Zukunft mehr hat, verlässt sie auch noch ihr Freund und sie muss aus der gemeinsamen Wohnung ausziehen. Ihre ältere Schwester bietet ihr das Ferienhaus der Familie in Åre. In der abgelegenen Gegend tröstet Hanna sich mit Wein und Essen, bis sie davon hört, dass ein Mädchen vermisst wird. Sie ist nach einer Party nicht nach Hause gekommen und weder ihre Eltern noch ihre Freunde haben seitdem etwas von ihr gehört. Hanna meldet sich, wie viele Einwohner der Stadt freiwillig, um bei der Suche zu helfen. Als dann eine Leiche gefunden wird, stellt sie fest, dass sie Informationen hat, die den Kommissar Daniel Lindskog interessieren können und findet sich plötzlich mitten in den Ermittlungen wieder.

Ich habe mich wirklich darauf gefreut, mal wieder einen richtig spannenden Krimi zu lesen, vor allem wenn es draußen so langsam wieder kälter und dunkler wurde. Ganz überzeugen konnte mich dieses Buch aber leider nicht, das liegt auch am Schreibstil. Ich bin mir nicht sicher, ob es an der Übersetzung liegt oder am Schreibstil selbst, aber an manchen Stellen war er ein wenig holprig und sorgt so dafür, dass ich die Geschichte vor allem zu Beginn auch eher stockend gelesen habe. Das hat ein bisschen dafür gesorgt, dass ich nicht ganz so leicht in die Geschichte gefunden habe, mit der Zeit habe ich mich aber daran gewöhnt und habe das Buch recht schnell durchgelesen.

Auch mit den Charakteren bin ich eher schwierig warmgeworden. Bei Daniel fiel es mir noch etwas leichter, weil ich ihn und seine Handlungen größtenteils gut verstehen konnte. Ich mochte auch, dass er nicht ein typischer Einsamer Wolf ist, sondern eine junge Familie hat, obwohl es in Kombination mit seiner Freundin und seiner kleinen Tochter durchaus Schwierigkeiten gibt. Ich mochte aber, dass er konzentriert und unaufgeregt ermittelt, ohne dass er dabei Dinge übersieht. Mit Hanna hatte ich ehrlich gesagt mehr Probleme. Das liegt aber auch daran, dass ich es selten mag, wenn man Protagonisten an ihrem schlimmsten Tag des Lebens kennenlernt und ihnen beim Suhlen im Selbstmitleid zuschaut. Ich finde das immer eher anstrengend, bei Hanna aber ganz besonders, auch weil immer wieder betont wurde, wie sehr ihre Kollegen im Unrecht waren. Das ist natürlich wahr und auch nicht vollkommen aus der Luft gegriffen, aber ich fand es trotzdem irgendwie zu flach als Hintergrundgeschichte.

Der Fall als solcher war sehr solide und ich wollte unbedingt wissen, was genau jetzt mit Amanda passiert ist, aber ich wusste es leider schon recht früh. Vielleicht ist es gar nicht so offensichtlich und ich hatte in diesem Fall einfach das richtige Gefühl, aber das hat dennoch ein wenig dazu geführt, dass ich nicht so richtig mitermitteln konnte, sondern hin und wieder ein bisschen den Kopf darüber geschüttelt habe, dass die Ermittler manche Sachen nicht früher erfahren haben. Es ist natürlich klar, dass man durch die verschiedenen Sichten mehr Informationen hatte als die Ermittler, aber ich fand es spätestens ab einem gewissen Punkt wirklich offensichtlich und habe darauf gewartet, dass sie jetzt endlich auch darauf kommen.

Alles in allem hat mich das Buch trotz einiger Schwächen durchaus unterhalten, ich merke, dass ich bei Krimis mittlerweile wirklich anspruchsvoll bin und jedes Mal unbedingt vom Täter überrascht werden will, wahrscheinlich auch deswegen war ich ein wenig enttäuscht, würde aber einen zweiten Teil dennoch lesen wolle, schon alleine um der Reihe noch eine Chance zu geben.