spannender Reihenauftakt in eisiger Kulisse

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
mrs-lucky Avatar

Von

Mit „Kalt und Still“ startet die schwedische Autorin Viveca Sten eine neue Krimireihe mit einer neuen Hauptfigur und an einem ungewohnten Schauplatz im winterlichen Skiort Åre.
Hanna Arlander ist 34 Jahre alt, als Anfang Dezember ihre gewohnte Welt zusammenbricht. Nach Differenzen in ihrem Job bei der Stockholmer Polizei wird ihr angeraten, sich auf eine andere Stelle zu bewerben, ihr Freund verlässt sie für eine andere und lässt ihr nur wenige Tage, aus seiner Wohnung auszuziehen. Rettung findet Hanna bei ihrer älteren und gut organisierten Schwester Linda, die ihr anbietet, bis auf weiteres in ihrem Ferienhaus in Åre unterzukommen, und dort in Ruhe zu überlegen wie es weiter geht. Hanna nimmt das Angebot an und versinkt zunächst in Verzweiflung. Als sie erfährt, dass ein junges Mädchen nach einer Lucia-Feier nachts nicht nach Hause gekommen ist, beteiligt sich Hanna an der Suche nach Amanda, kein einfaches Unterfangen bei minus 20 Grad und hohem Schnee. Auch das Auftauchen eines eingeschüchtert wirkenden jungen Mädchens, das als Reinigungskraft im Haus ihrer Schwester auftaucht, lässt Hanna neugierig werden, da Fälle von Gewalt gegen Frauen ihr nicht nur beruflich ein Dorn im Auge sind.
Hanna beginnt auf eigene Faust zu ermitteln und kommt bald mit der örtlichen Polizei in Kontakt. Dort leitet Daniel Lindskog mit viel Engagement aber zu wenig Personal die Ermittlungen und versucht den Spagat zwischen Job und Familie mit einem neugeborenen Baby hinzubekommen.
Tempo und Spannung sind hoch in diesem Krimi, dennoch kommt auch die menschliche Seite nicht zu kurz. Der Leser erlebt Hannas und Daniels Zwiespälte ebenso mit wie die angespannte Situation Amandas vor ihrem Verschwinden. Sie hat etwas erlebt, dass sie belastet aber nicht mit einem Erwachsenen zu besprechen wagt.
Als Leser erlebt man hautnah mit, wie die Polizei unter Hochdruck an der Lösung des Falls arbeitet, es gibt viele Spuren und Verdächtige, als Leser kann man miträtseln und spekulieren, was tatsächlich passiert ist. Etwas unrealistisch fand ich lediglich die Geschichte von Amandas Familie, ich hätte erwartet, dass es in einem solchen Fall in irgendeiner Weise psychologische Hilfe gegeben hätte.
Insgesamt finde ich diesen Reihenauftakt vielversprechend mit interessanten Charakteren und werde die Augen offen halten nach einer Fortsetzung.