Ein gelungener Thriller, der mich auch danach noch ein paar Tage beschäftigt hat.

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kianu Avatar

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Wenn man sich allein auf den Klappentext von Kalte Wasser verlässt, könnte man meinen, dass einen ein typischer Thriller erwartet. Ein wenig Nervenkitzel hier, ein bisschen Verbrechen da – doch mit was ich persönlich so gar nicht gerechnet habe: Hinter diesem Buch steht so viel mehr!
Ein Spannungsroman mit Drama, raffiniert gesponnenen Psychospielchen, mystischen Elementen und Sagen aus längst vergessenen Tagen – ja das kommt wohl ganz gut hin.
Aber vor allem ist es ein Komplettpaket für einen schlaflosen Leseabend auf der Couch.

Lauren liegt als frischgebackene Mutter von Zwillingen kurz nach der Entbindung im Krankenhaus, als mitten in der Nacht eine verwahrloste Frau vor ihr steht und ihr einen Tauschhandel vorschlägt: Ihre Kinder gegen die von ihr.
Panisch schlägt Lauren Alarm, doch weder das Sicherheitspersonal, noch die Polizei finden Spuren, dass diese seltsame Frau jemals einen Fuß in dieses Hospital gesetzt hat. Schnell denkt man sogar, die leicht überfordernd wirkende Mutter hätte sich das alles nur eingebildet. Doch als die Frau selbst nach der Entlassung bei Lauren auftaucht, um deren Kinder zur Not auch gewaltsam auszutauschen, wiedersetzt sich die Polizistin Jo Harper den Anweisungen ihres Chefs, der diesen Fall auf sich beruhen lassen möchte und beginnt auf eigene Faust zu ermitteln. Und was sie in den Archiven erfährt, lässt sie schon bald daran zweifeln, dass alte Mythen nur auf dem Papier real sind.

Ich muss gestehen, dass ich seit Wo drei Flüsse sich kreuzen ein Faible für alte Sagen und Legenden habe. Gerade wenn es um Feenwesen geht, die Eltern ein Wechselbalg in die Wiege legen, um sich danach mit den menschlichen Säugling in ihre Welt zurückziehen, finde ich extrem faszinierend. Seither haben auch ich schon einige Stunden im Internet verbracht, um mehr über diese Mythen zu erfahren und umso überraschter war ich dann auch, als genau dieses Thema in Kalte Wasser aufgegriffen wurde.

Lange und geschickt spielt Autorin Melanie Golding mit der Vorstellungskraft und den Gefühlen des Lesers, während wir abwechselnd Lauren und Jo bei ihrer Suche nach der Wahrheit begleiten. Dabei erhält man gerade in Laurens Gefühlswelt tiefe und verwirrende Einblicke, die einen als stillen Beobachter immer wieder zweifeln lassen, was nun real ist und was Einbildung zu sein scheint.
Die Geschichte selbst entwickelt sich dabei zusehends immer spannender weiter und ich konnte das Buch tatsächlich nicht mehr aus der Hand legen, bis ich durch war.
Fiktion oder Realität? Sicher weiß ich, dass es weder einen Wechselbalg noch eine Fee gibt, aber kennt ihr das, wenn ihr unbedingt an etwas glauben wollt, selbst wenn es noch so unsinnig ist?

Das Ende bleibt offen, was für mich persönlich sehr gut zu dieser Geschichte gepasst hat, denn so bleibt es einem selbst überlassen, welche Schlüsse man am Ende zieht.
Einen Kritikpunkt habe ich allerdings: Die inkompetenten und etwas fragwürdigen Behandlungsmethoden der Ärzte und Schwestern im Krankenhaus.

Ein gelungener Thriller, der mich auch danach noch ein paar Tage beschäftigt hat.
Eine klare Leseempfehlung für alle, die spannende Bücher mit dem gewissen Etwas suchen.