Grenzerfahrung

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Melanie Goldings „Kalte Wasser“ ist ein schwer zu bewertendes Buch. Also der Reihe nach, beginnen wir mit dem Inhalt.

Lauren hat gerade eine schwere Geburt von Zwillingen hinter sich und leidet vermutlich unter postnataler Depression. Nachts wird sie von der Stimme einer Frau geweckt, die ihr vorschlägt, eins ihrer Kinder gegen eins von Lauren zu tauschen. Lauren lässt sich nicht darauf ein, woraufhin die Frau ihr droht, ihr beide Kinder abzunehmen. Als Lauren die Polizei einschaltet, glaubt ihr niemand bis auf die junge Polizistin Jo Harper, sodass Lauren sich immer mehr in ihre Panik hineinsteigert. Und nach einem Spaziergang sind die Kinder dann tatsächlich weg. Dank Jo Harper sind sie zwar schnell wieder da, doch Lauren bezweifelt, dass es ihre Kinder sind. Sie ist sicher: das sind nicht meine Kinder! Nun hat sie erst recht allen Grund zur Panik ...

Die Geschichte wird aus Laurens und Jos Perspektive erzählt und damit sind wir auch schon bei den Figuren: Ist Lauren sympathisch? Ich weiß es nicht so recht, denn man weiß nicht, ob sie lediglich ihrer neuen Rolle nicht gewachsen ist oder ob wirklich was an ihrer Angst ist. Manches wirkt völlig überspannt. So kann man es auch Laurens Mann Patrick, der gleich zu Beginn nicht gerade als Sympathieträger vorgestellt wird, nicht verübeln, dass er Lauren nicht immer für voll nimmt. Durchweg sympathisch war nur Jo. Das liegt aber bestimmt auch daran, dass die ganze Geschichte etwas schwierig daherkommt. Und damit wären wir beim Stil bzw. „großen Ganzen“.

Die Geschichte liest sich flüssig, Teile basieren auf einer alten Sage, die in Auszügen auch zitiert wird. Aber: Zum einen ist Laurens gedankliches Wirrwarr teils schwer nachvollziehbar, das durch die Sage mystisch Angehauchte nicht ausreichend und anderes zu viel. Klingt wirr? Ja ... wenn eine Geschichte richtig gut ins Mystische geht, finde ich das großartig. Was der Autorin wirklich gut gelingt, ist „falsche Fährten andeuten“. Aber es war mir an vielen Stellen einfach zu viel: Wozu die detaillierte Beschreibung der Geburt? Dass Lauren evtl. unter postnataler Depression leidet oder von den ihr verabreichten Schmerzmitteln evtl. halluziniert, kann man doch auch anders erzählen? Das Ende dagegen bleibt relativ offen (ok, das ist sicher Absicht), kommt aber im Vergleich zu so mancher Stelle, deren Sinn sich mir nicht erschloss, recht plötzlich. So ist das Buch nicht schlecht, für mich in sich aber einfach nicht rund. Gäbe es halbe Sterne, wären es 3,5.