Gruseliger Mysterythriller

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rinoa Avatar

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Noch geschwächt von der Geburt ihrer Zwillinge – körperlich und auch geistig – erscheint Lauren im Krankenhaus eine verwahrloste Frau, die ihr einen grausigen Vorschlag macht: Entweder Lauren tauscht einen ihrer Zwillingssöhne gegen einen der Frau, oder die Frau wird ihr beide Kinder wegnehmen.
Doch niemand glaubt Lauren – auch nicht ihr Mann Patrick –, denn keiner außer ihr hat die geheimnisvolle Frau gesehen. Bis schließlich die Zwillinge tatsächlich verschwinden…

„Kalte Wasser“ hat mich etwas nachdenklich zurückgelassen. Sprachlich hat mich das Debüt von Melanie Golding wirklich überzeugt. Es wird abwechselnd aus der Perspektive von Lauren und der Polizistin Jo Harper erzählt. Aufgrund eigener Erfahrungen in der Vergangenheit ist Jo die einzige, die an die Geschichte von Lauren glaubt und sie dadurch auch für den Leser glaubhaft macht.

Auch die Charaktere sind meiner Meinung nach gut gelungen. Allen voran die Polizistin Jo Harper ist eine interessante Persönlichkeit mit vielen Facetten. Ich hoffe, dass es weitere Bücher mit ihr als Ermittlerin geben wird. Doch auch Lauren hat mir gut gefallen – besonders die Anfangszeit nach der Geburt der Kinder ist hervorragend beschrieben –, während Patrick in der Geschichte eher eine Nebenfigur einnimmt.

Gut gefallen haben mir auch die teilweise wirklich gruseligen Zitate am Anfang einiger Kapitel, die allesamt aus Geschichten und Sagen rund um das Thema Kindesraub, Zwillinge und Wechselbälger stammen. Diese haben für mich wirklich perfekt zu der Geschichte des Buchs und der gruseligen und mysteriösen Grundstimmung gepasst.
Immer wieder habe ich mir die Frage gestellt, ob wirklich jemand Laurens Kinder stehlen bzw. austauschen will oder ob sie sich – möglicherweise aufgrund einer postpartalen Depression – das alles nur einbildet. Realistisch betrachtet habe ich eher an die zweite Variante gedacht, der Autorin gelingt es aber, diesbezüglich immer wieder Zweifel zu streuen, so dass ich mir nie ganz sicher sein konnte.

Doch jetzt kommt für mich das große Aber: Nachdem im Buch immer mehr die Spannung aufgebaut wird und ich dem Ende – und der „Auflösung“ – entgegengefiebert habe, fällt der Spannungsbogen plötzlich abrupt ab und zurück blieb bei mir ein Gefühl der Ratlosigkeit. Ich hatte mir einfach mehr – oder vielleicht auch etwas anderes – erwartet.
Dass es sich bei dem Buch um einen Mysterythriller handelt (ein Genre, dass mir eher weniger zusagt), war mir zuvor nicht bewusst und ich wäre wahrscheinlich mit anderen Erwartungen an das Lesen herangegangen. So habe ich mich nach der Lektüre recht unbefriedigt gefühlt, was den insgesamt doch sehr positiven Eindruck dann etwas zunichte gemacht hat.